Die genauen Termine für das Seminar sind: 7.4. 14-16 Uhr, 14.4. 14-18 Uhr, 28.4. 14-16 Uhr, 5.5. 14-18 Uhr, 19.5. 14-16 Uhr, 26.5. 14-16 Uhr, 2.6. 14-16 Uhr, 30.6. 14-18 Uhr, 7.7. 14-18 Uhr
Die Qualitativen Methoden verfügen über eine Reihe von kodifizierten Verfahren, deren wissenschaftstheoretische Voraussetzungen und idealtypische Anwendung in der Regel gut in der Fachliteratur dargelegt sind. Das Erlernen der handlungspraktischen Anteile bedarf jedoch der Anleitung in Forschungswerkstätten. Besonders für die rekonstruktiven Auswertungsverfahren müssen Interpretationstechniken erlernt und geübt werden, die über den intendierten Ausdruckssinn, den die Handelnden selbst ihren Handlungen zuschreiben und die in der alltäglichen Interaktion unterstellt werden, hinausgehen. Die von Karl Mannheim vorgeschlagene und von Ralf Bohnsack weiterentwickelte Dokumentarische Methode zielt z.B. darauf ab, das konjunktive Wissen, das in Interaktionen innerhalb von milieuspezifischen Erfahrungsräumen aktualisiert wird, zu rekonstruieren. Hierfür werden mehrere Schritte der formulierenden und reflektierenden Interpretation angewandt, die vertiefende Einzelfallanalysen erlauben. Dadurch, dass die Dokumentarische Methode schon nach wenigen Einzelfallanalysen mit einer systematischen komparativen Analyse beginnt, können aber auch größere Fallzahlen berücksichtigt werden. Ziel der Methode ist es, sinngenetische Typologien zu erarbeiten und deren soziogenetische Voraussetzungen in den Blick zu nehmen.
In der Veranstaltung können Sie durch die vertiefende Auseinandersetzung mit den Auswertungstechniken der Dokumentarischen Methode Schlüsselkompetenzen des qualitativen Forschens erlernen, die Ihnen auch dann nützlich sein werden, wenn Sie in eigenen Studien ein anderes qualitatives Auswertungsverfahren anwenden wollen.
Das Seminar setzt grundlegende Kenntnisse qualitativer Forschungsmethoden voraus. Bei Bedarf können die Leitfadenerstellung für themenzentrierte und narrative Interviews und die Interviewtechnik im qualitativen Interview noch einmal aufgefrischt werden. Im Zentrum der Veranstaltung stehen aber Interpretationen von Interviews, die wir in der Seminargruppe im Stil einer Forschungswerkstatt diskutieren werden.
Für einen Leistungsnachweis wird erwartet, dass Sie in Kleingruppen ein eigenes oder fremdes Interview einer reflektierenden Interpretation unterziehen. Weitere Schritte der Dokumentarischen Interpretation, also insbesondere die Komparative Analyse und die Typenbildung werden anhand von Auswertungen aus den (Lehr-)Forschungsprojekten der Dozentin nachvollzogen.
Wenn Sie über Vorkenntnisse in den qualitativen Methoden verfügen, die der Vorlesung „Interpretatives Paradigma und Qualitative Methoden“ im 3. Semester des BA Soziologie der UDE äquivalent sind, wird zur Vorbereitung auf das Seminar nur folgende Lektüre erwartet:
Nohl, Arnd-Michael (2010). Interview und dokumentarische Methode. Anleitungen für die Forschungspraxis. Wiesbaden: VS Verlag.
Wenn Sie nicht sicher sind, ob sie ausreichend eingearbeitet sind, halten Sie bitte Rücksprache mit mir bzw. setzen Sie sich schon während der Semesterferien intensiver mit dem folgenden Lehrbuch auseinander: Przyborski, Aglaja und Monika Wohlrab-Sahr (2008). Qualitative Sozialforschung. Ein Arbeitsbuch: Oldenbourg.
Die Zahl der Teilnehmenden ist begrenzt. Soweit die vorhandenen Plätze nicht von Studierenden des MA Soziologie in Anspruch genommen werden, können Promovierende der UDE und der anderen Ruhrgebietsuniversitäten nach Rücksprache in meiner Sprechstunde aufgenommen werden. Die Sprechstundenzeiten in der Semesterpause entnehmen Sie bitte meiner Website. |