Gruppe 1 (Prof. Dr. Alexandra Pontzen): Herkunft und Klasse als Themen und Faktoren der deutschsprachigen Literatur
Herkunft und soziale Zugehörigkeit werden in der deutschen Literatur in den letzten Jahren vermehrt und oft unter autobiographischen Vorzeichen oder in autofiktionaler Darstellungsweise thematisiert. Im Seminar untersuchen wir eingehend mehrere aktuelle Romane zum Thema, beschäftigen uns mit der Kategorie 'Klassismus', den französischen Vorläufer-AutorInnen und (literar-)soziologischen Aspekten von Autorschaft. Behandelt werden:
Denize Ohde: Streulicht. Suhrkamp [2017], TB 2018 Anke Stelling: Schäfchen im Trocknen. Verbrecher Verlag [2018), TB 2020. Christian Baron: Schön ist die Nacht. Claassen. Berlin 2022
Baron /Barankow (Hg.): 20218 (die zu besprechenden Auszüge werden zur Verfügung gestellt).
Gruppe 2 (PD Dr. Corinna Schlicht): Literatur zwischen Tabu(bruch), Provokation und Skandal.
In diesem Seminar wollen wir uns Rezeptionsmechanismen und -kontexten widmen, die Literatur als verstörend, tabubrechend und skandalös einordnen. Gleichzeitig beschäftigen wird uns mit ästhetischen Strategien der Verstörung und Provokation. Folgende literarische Texte bilden die Grundlage unseres Seminargesprächs:
- Karoline von Günderrode: Gedichte, Prosa, Briefe. Hrsg. von Hannelore Schlaffer. Stuttgart: Reclam 1998.
- Karl Gutzkow: Wally, die Zweiflerin. Studienausgabe hrsg. von Günter Heintz. Stuttgart: Reclam 2010.
- Arthur Schnitzler: Reigen. Hrsg. von Michael Scheffel. Stuttgart: Reclam 2002.
- Helene Hegemann: Axolotl Roadkill. Berlin 2010.
Bitte besorgen Sie sich die angegebene Texte und bereiten diese vor. Die Forschungsliteratur wird zu Beginn des Seminars bekannt gegegeben.
Gruppe 3 (Dr. Liane Schüller): Literatur der Weimarer Republik Im Seminar widmen wir uns ausgewählten Romanen, die am Ende der Weimarer Republik erschienen sind, und analysieren, welche zentralen Gegenstände des öffentlichen Diskurses – etwa die radikale Änderung der Geschlechterverhältnisse, der sich wandelnde Arbeitsmarkt und die Expansion von Kultur und Medien – innerhalb der Texte aufgegriffen und auf welche Art und Weise traditionelle Erzählmuster in den Texten variiert oder dekonstruiert werden. In diesem Zusammenhang arbeiten wir auch heraus, inwieweit die Texte – inhaltlich und formal – die Forderungen neusachlicher Programmatik realisieren.
Folgende Texte bilden den Schwerpunkt des Seminars:
Irmgard Keun: Gilgi – Eine von uns (1931) Irmgard Keun: Das kunstseidene Mädchen (1932) Marieluise Fleißer: Eine Zierde für den Verein (1931) Gabriele Tergit: Käsebier erobert den Kurfürstendamm (1931) Hans Fallada: Kleiner Mann, was nun? (1932) Erich Kästner: Fabian – Geschichte eines Moralisten (1931) Martin Kessel: Herrn Brechers Fiasko (1932)
Gruppe 4 (PD Dr. Stefan Hermes) : Sklaverei als Sujet der deutschsprachigen Literatur um 1800
Im ausgehenden 18. Jahrhundert avancierte 'Freiheit' zu einem Schlüsselbegriff (nicht nur) der deutschsprachigen Literatur. Insofern verwundert es kaum, dass sich die Autoren der Zeit auch intensiv mit Formen der Unfreiheit beschäftigten, und zwar insbesondere mit der Versklavung 'schwarzer' Menschen, wie sie ja in vielen Weltregionen an der Tagesordnung war. In diesem Zusammenhang wurden keineswegs ausschließlich abolitionistische Positionen artikuliert, sondern – was heute einigermaßen verstörend wirkt – immer wieder auch apologetische oder bagatellisierende Perspektiven auf die Sklaverei eingenommen.
In unserem Seminar wollen wir uns zunächst einigen faktualen Texten zuwenden, darunter solche des einst sehr populären Philosophen (und Sklavereibefürworters) Christoph Meiners. Das Hauptinteresse aber soll einschlägigen literarischen Werken gelten: Analysieren und diskutieren werden wir Gedichte von Matthias Claudius und Johann Gottfried Herder, Dramen wie Friedrich Maximilian Klingers Sturm und Drang und August von Kotzebues Die Negersklaven sowie Erzähltexte wie Kleists Die Verlobung in St. Domingo.
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