Kommentar |
Kriminalität ist schon lange vor der Erfindung des Kriminalromans im 19. Jahrhundert ein zentrales Thema der Literatur. Wir wollen im Seminar im historischen Durchgang vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart die literarische Darstellung von Kriminalität verfolgen und versuchen, die jeweiligen Umbrüche in der literarischen Darstellung von Kriminalität vor dem Hintergrund der jeweils aktuellen Diskurse über Verbrechen und Verbrecher zu verstehen. Nicht nur die Rechtswissenschaft, sondern auch die Theologie, die (Kriminal-)Psychologie, bzw. die Psychiatrie und die Medizin beteiligen sich an der Konstruktion eines Wissens vom Verbrecher. Zu fragen ist jeweils, wie, in Literatur und Wissenschaften, Verbrechen und Verbrecher erzählt werden. Erzählungen spielen dabei schon in der juristischen Bewältigung einer Straftat selbst eine große Rolle, als Bericht des Tathergangs, im Verhör, in der Zeugenaussage, im psychiatrischen Gutachten, überall wird Wirklichkeit erzählerisch konstruiert und plausibilisiert. Dieses Verhältnis zwischen fiktionaler Verbrechensliteratur und der Wirklichkeit wissenschaftlicher Diskurse und strafrechtlicher Praktiken ist Gegenstand des Seminars. Wir lesen Texte von Philipp Harsdörffer, Gayot de Pitaval, August Gottlieb Meißner, Friedrich Schiller, E.T.A. Hoffmann, Edgar Allen Poe, Arthur Cannon Doyle, Theodor Fontane, Emile Zola, Robert Musil, Elfriede Jelinek, Wolf Haas. Die Veranstaltung findet statt im Schullandheim Höchstenbach (Kosten: 70,00€). Anmeldungen bitte in meiner Sprechstunde (Di 12-13 Uhr in R12 R05 B16). |