Die ›Wiederkehr der Religion‹ traf Europa unvorbereitet. Konnte die neu und aggressiv sichtbar werdende Verbindung von Religion und Politik in der islamischen Welt noch einem ›voraufgeklärten‹ Denken zugeschrieben werden, so musste es verblüffen, dass ausgerechnet im Kernland der westlichen Modernisierungsdynamik, den USA, unter George Bush diese Verquickung machtpolitische Dominanz erlangen konnte. Der Nationalismus indischer Hindus oder die Dialogunfähigkeit jüdischer Fundamentalisten in Israel entzweien die jeweiligen Gesellschaften und entfachen Bürgerkriege. Doch auch subjektive Orientierungen, die sich das Heil des Lebens von einem spezifischen Umgang mit Ernährungsfragen, mit Erziehungsrichtlinien oder der Geschlechterfrage versprechen, entspringen fundamentalistischen Grundeinstellungen. Ist die Aufklärung auf der Strecke geblieben? Zieht sie im Umgang mit dem Fundamentalismus den Kürzen? Ist eine moderne Theologie denkbar und umsetzbar, die sich den Idealen der Aufklärung verpflichtet weiß und trotzdem den Erfahrungsgehalt und den Anspruch der Religion nicht leugnet? |