Seit den achtziger Jahren sind Kriminalfilme und -serien das dominierende fiktionale Fernsehformat im öffentlich-rechtlichen wie im kommerziellen deutschen Fernsehen. Insbesondere die ARD-Reihe TATORT hat seit 1970 mit annähernd 700 Folgen stilbildend gewirkt und strukturell/thematisch ähnliche Formate und Serien inspiriert. In jüngster Zeit setzt sich verstärkt das Konzept des sog. „agenda publishing" durch, d.h. die Behandlung gesellschaftspolitischer Probleme, die in einen Kriminalfall gewissermaßen „eingewickelt" werden. Das Themenspektrum reicht dabei von den kriminellen Praktiken einer Discounterkette oder Umweltskandalen über strukturelle Misstände wie Altersarmut bis zu Kulturkonflikten unter den Stichworten ‚Zwangsehe' und ‚Ehrenmord'. Nach Thematik und Dramaturgie übernehmen derartige TV-Krimis zumindest partiell die Funktion kritisch-dokumentarischer Formate. Im Seminar sollen einige markante und vor allem auch kontroverse Beispiele aus der aktuellen Produktion analysiert und diskutiert werden. Vorausgesetzt wird die Bereitschaft zu individueller Vorbereitung (ein Reader wird bereitgestellt) und zu Gruppenarbeit zwischen dem zweiten und dritten Blocktermin (Vorbereitung von Präsentationen). Zur Information: Jochen Vogt (Hg.): MedienMorde. Krimis intermedial, 2005 [darin: Viehoff und Vogt, auch im READER); Holger Wacker/Almut Oetjen (Hg.): Tatort. Das große Buch für Fans, 2002; Eike Wenzel (Hg.): Ermittlungen in Sachen Tatort. Recherchen und Verhöre, Protokolle und Beweisfotos, 2000. - Beachten Sie bitte auch die Website www.Daserste.de/tatort |