Die Ökonomisierung der Gesellschaft scheint zu einer Modephrase in einer Vielzahl von Themengebieten und wissenschaftlichen Debatten geworden zu sein. In den letzten Jahren finden sich eine ganze Reihe von Veröffentlichungen, die sich alle – mehr oder weniger – mit einer so genannten ‚Ökonomisierung‘ befassen. Interessant ist dabei, dass es aus den Reihen der Soziologie nur eine sehr geringe Anzahl von Beiträgen gibt und sich die Ökonomisierungs-Debatte vor allem innerhalb der Politikwissenschaft abspielt. Die Soziologie scheint dem Begriff nur zögerlich folgen zu wollen – oder vielleicht auch folgen zu können. Auch wenn sie in den meisten Fällen sogar publikumswirksam in Titeln und Überschriften platziert wird und die soziologisch arbeitenden Autoren in der Regel enormen wirtschaftlichen Druck und rationalisierende Konsequenzen in den von ihnen beschriebenen Gebieten beschreiben, fehlt eine ernsthafte und theoretisch gehaltvolle Problembeschreibung der Ökonomisierung. Zentrale Frage des Seminars ist, ob es tatsächlich sinnvoll ist, von einer „Ökonomisierung der Gesellschaft“ zu sprechen oder ob es sich hierbei nur um eine verzerrte Wahrnehmung handelt. Dazu muss in einem ersten Schritt das Verhältnis von Wirtschaft und Gesellschaft im Kontext soziologischer Theorien geklärt werden, bevor dann aktuelle Beiträge des soziologischen Diskurses auf ihre Stichhaltigkeit hin befragt werden können. Im Mittelpunkt steht dabei keine empirische Analyse einzelner Phänomene, sondern deren Beschreibung und Bearbeitung als Theorie der Ökonomisierung. |