Kommentar |
Schillers „Don Karlos. Infant von Spanien" ist das längste Drama, das Schiller je geschrieben hat und zugleich dasjenige, an dem er am längsten gearbeitet hat, nämlich von 1783 bis 1788 und dann sporadisch für neue Textausgaben bis zu seinem Tod 1805. Das Drama reicht somit noch in die Epoche des Sturm und Drang hinein, wird aber vom Klassiker Schiller immer wieder überarbeitet. Der Text ist auf diese Weise in vielfältiger Weise mit der Biographie Schillers und der Zeit unmittelbar vor und nach der französischen Revolution verknüpft. Entsprechend vielfältig und kontrovers sind die Deutungen und die Lesarten, die der Text erfahren hat. Liest man ihn als politisches Plädoyer der Gedankenfreiheit oder als Warnung vor dem Totalitärwerden der Freiheitskämpfer? Bezieht man den Text auf Schillers Erlebnisse in der Karlsschule oder auf den Geheimbund der Illuminaten? Ein zentrales Thema des Textes ist die Verknüpfung von Macht, Medien und Wissen, mit anderen Worten: es geht um die Herrschaft, die Kontrolle und die Überwachung von Kommunikation.<p>Im Seminar wollen wir Schillers Drama (und seine verschiedenen Fassungen) minutiös analysieren und dabei insbesondere Schillers Analyse politischer Machtausübung und Entscheidungsfindung vor dem Hintergrund der Kommunikationsmedien ins Zentrum stellen.</p><p>Textgrundlage: Friedrich Schiller: Don Carlos. (Reclam Nr. 38)</p> |