Kriminalliteratur ist nach wie vor sehr populär, was eine Menge an Vor- und Nachteilen bedingt: Sie war in den letzten Jahren eines der wenigen Segmente der Buchbranche, das Zuwächse zu verzeichnen hatte - mehr Bücher, mehr Autoren, mehr Auflage, mehr Verkäufe. Rechnet man den Fernsehkrimi dazu, erreicht das Genre nicht nur eine große Zahl Rezipienten, es sorgt auch immer wieder für Diskussionen (z.B. beim "Tatort"). In Kriminalgeschichten spiegeln sich aktuelle Entwicklungen und Probleme; dank des in ihm noch stark ausgeprägten Hang zum Realismus scheint das Genre auch der Selbstverständigung der Gesellschaft zu dienen. Wichtige Aufgaben, gewichtige Argumente, könnte man meinen. Doch zugleich findet man kaum Rezensionen und Kritiken in den großen Feuilltons und so manchem gilt 'der Krimi' nach wie vor als 'Schmuddelgenre' und als 'minderwertige Unterhaltungsliteratur'. All diese Be- und Zuschreibungen legen die Vermutung nahe, Kriminalliteratur lasse sich gut als kulturelle Praxis untersuchen. Genau das wollen wir gemeinsam in diesem Workshop tun - wobei ich, die Dozentin und (Kriminal)Schriftstellerin Dr. Mischa Bach zugleich auf der Seite der Wissenschaft wie der (untersuchten) Kunst zuhause bin... Am ersten Wochenende des Workshops werden wir uns vor allem mit der Theorie befassen - "Was ist kulturelle Praxis?" und "Was ist Kriminalliteratur?" lauten die Leitfragen für Referate und Diskussionen. Am zweiten Wochenende steht die kulturelle Praxis im Vordergrund. Dann werden eigene Rezensionen zu Kriminalromanen, ggf. auch selbstverfasste Kriminalgeschichten vor- und zur Diskussion gestellt - und so 'das Praktizieren von Kultur im Kontext der Kriminalliteratur' als akademischer Selbstversuch geübt. Voraussetzung zur Teilnahme ist die Bereitschaft, mindestens ein Referat zu übernehmen. Qualifizierte Leistungsnachweise fürs Hauptstudium bedürfen darüber hinaus der Verschriftlichung mindestens eines eigenen Referates und weiterer, kürzerer Arbeiten im Rahmen eines Portfolios. Die Themen für die Referate insbes. des ersten Wochenendes werden in der Vorbesprechung am 7. August vergeben - mithin ist auch die Teilnahme an diesem Termin eine Voraussetzung, am Workshop teilzunehmen. |