Kommentar |
Wenn der Papst in Rom, als pontifex maximus Träger kaiserlich-römischer Titulatur, zu Ostern der Welt, urbi et orbi, „der Stadt und dem Erdkreis", den Segen spricht, nimmt er eine Formel aus der Zeit des Kaisers Augustus auf: „Andere Völker haben feste Grenzen, für Rom aber sind Stadt und Erdkreis identisch". Nach den brutalen Eroberungen der Römischen Republik konsolidierten die Kaiser das Imperium nach innen und außen, es reichte schließlich vom Hadrianswall im Norden Englands bis nach Ägypten und dem oberen Euphrat an den Grenzen Mesopotamiens. Erst nach einem halben Jahrtausend löste sich seine westliche Hälfte in die Königtümer der Völkerwanderungszeit auf; die östliche Hälfte, Byzanz, dauerte fort bis zu ihrer Eroberung durch die Osmanen 1453. Als Herrschaft über eine Vielzahl von Völkern und Kulturen von längster Dauer und größter Ausdehnung ist das Imperium Romanum immer wieder als der Innbegriff des Typus ‚Reich/Imperium' reflektiert worden. Das Seminar wird danach fragen, wie ein solches Reich ‚funktionieren' konnte; welche Veränderungen die Gesellschaft Roms im Wandel von dem republikanisch verfaßten Stadtstaat zur Metropole des Imperiums erfuhr; wie es geschehen konnte, daß so unterschiedliche kulturelle Traditionen wie die des alten Ägypten, der griechischen Städte oder des ‚barbarischen' Westens der Iberer, Kelten und Germanen sich auf eine imperiale Herrschaft einließen. Das Studium einzelner Quellenbefunde und die exemplarische Befassung mit Erklärungen der Forschung wird die Grundlage dazu bilden, in Verfahren und größere Zusammenhänge der Alten Geschichte einzuführen. |
Literatur |
Lektüre zur Vorbereitung und semesterbegleitendes Handbüchlein Eckhard Meyer-Zwiffelhoffer, Imperium Romanum. Geschichte der römischen Provinzen (Beck Wissen), 2009, € 7,90. |