Kommentar |
Die Armenfürsorge gilt im Mittelalter nicht allein als christliches Gebot, dem insbesondere von den kirchlichen Institutionen nachgegangen wurde, sondern erlangt seit der Entstehung der Städte seit dem 11. Jahrhundert mit den sich verändernden Strukturen von Demographie, Gesellschaft und Wirtschaft eine zunehmende Bedeutung beim Versuch, den damit einhergehenden sozialen Problemen zu begegnen. Ein großer Teil der herkömmlichen kirchlichen Institutionen wie Spitäler und Leprosorien gelangt ebenso wie Fürsorge und Versorgung der Armen seit dem Spätmittelalter in bürgerliche Hände - insbesondere der Städte und der Zünfte. Selbst das Almosenwesen wird Ziel der städtischen Reglementierung, die schließlich, im 16. Jahrhundert, durch Errichtung von Armen- und Arbeitshäusern der zunehmenden Massenarmut Herr zu werden versucht. Den Hintergrund für diese Entwicklung bilden die veränderten Einstellungen zu Ursachen und religiösem Sinngehalt von Armut, Arbeit und gottgegebener Existenz angesichts der zunehmenden Notwendigkeit rationalen Handelns zur Lösung sozialer und humanitärer Probleme. |