Das 17. Jahrhundert gilt in vielen Literatur- und Sprachgeschichten als ein Höhepunkt französischer Sprachkultur. Unbeschadet der Bewertung etwa der littérature classique bleibt festzuhalten, dass das 17. Jahrhundert sicher die Periode ist, in der sich weitgehend das moderne normierte Französisch herausgebildet hat. Dazu haben entscheidend die institutionalisierten, beim absolutistischen Herrscher konzentrierten Bestrebungen der Sprachpflege und Sprachnormierung beigetragen. Die Gründung der Académie française fällt in eine Epoche, in der insgesamt der französische Staat erstmals zentralisiert regiert wird und Sprachnormierung zum Gegenstand nationalstaatlicher Politik wird. Neben den institutionalisierten Bestrebungen ist aber auch die von verschiedenen Individuen und Gruppen getragene Sprachkasuistik von Bedeutung. Im Hauptseminar soll jedoch neben dem klassischem bon usage auch ein Blick auf die sozialen, stilistischen und geographischen Varietäten des 17. Jahrhunderts geworfen werden. Gab es bewusste Absetzungsbewegungen vom français classique? Welchen Wortschatz registrieren Wörterbücher und Glossare der Zeit, nach welchen Kriterien vollziehen sich dianormative Bewertungen? Nach einer Einführung in Themen und Methoden werden in exemplarischen Referaten die verschiedenen genannten Aspekte behandelt. Metasprachliche Konzeptionen (wie wurde seinerzeit über 'Sprache' bzw. die französische Sprache gedacht?) und objektsprachliche Untersuchungen anhand historischer Korpora werden dabei in gleichen Anteilen berücksichtigt. Bedingung für den Erhalt eines Leistungsnachweises ist die Übernahme eines Referats sowie die Anfertigung einer schriftlichen Hausarbeit, die bis Ende August eingereicht werden sollte. Anmeldungen zu einzelnen Referaten können bereits in der vorlesungsfreien Zeit (ab Anfang März) vorgenommen werden. |