Kommentar |
Schon in den Anfängen des Kinos brachten Kameramänner aus aller Welt Szenen und Bilder, die den Wahrnehmungshorizont der Menschen erweiterten. Fiktionale Filme dagegen spiegelten die vertraute Umwelt und das eigene Leben und gestalteten sie zugleich. Das Kino veränderte so den Bezug zur eigenen sozialhistorischen Wirklichkeit. Im Ersten Weltkrieg deckten die Kameramänner, manchmal waren sie bekannte Regisseure, wie D.W. Griffith, mit ihren Aufnahmen unbekannte Aspekte der Wirklichkeit des Krieges auf - trotz der Zensur. Alle großen historischen Ereignisse des 20. Jahrhunderts sind filmisch dokumentiert, sie stellen Quellen für die Historiker dar und legen Zeugnis über diese Zeit für uns alle ab. Doch Geschichte wird auch in fiktionalen Filmen inszeniert, die manchmal genauso wertvolle Einblicke in das Jahrhundert geben wie die dokumentarischen Aufnahmen, wenn auch anders. Und nicht zuletzt die Spielfilme, ob Komödien oder Dramen, Krimis oder Abenteuer, verraten meistens mehr über die geschichtliche Realität als historische oder Dokumentarfilme. Sie geben Einblick in die Vorstellungen von Leben, Tod und Liebe, in die Verhältnisse von Frauen und Männern oder auch in das Alltagsleben. Das 20. Jahrhundert hat sich ständig auf der Leinwand gesehen und diese kinematografische Reflexion war wiederum konstitutiv für seine Realität, ob in der westlichen Welt oder anderswo. Im Seminar werden wir Stationen durch die Filmgeschichte machen, die gleichzeitig Einblicke in das vergangene Jahrhundert geben und die vielfältigen Relationen von Kino und geschichtlicher Wirklichkeit darstellen. |
Literatur |
Vor Seminarbeginn sollen folgende Filme gesehen: Andreas Dresen: WILLENBROCK (Deutschland 2005) Roberto Rossellini: PAISA (Italien 1946) Martin Scorsese: GANGS OF NEW YORK (USA 2002) Zur Veranstaltung wird ein Reader angeboten, dessen Kopiervorlage im Kopierladen Schug&Real (Reckhammerweg 4) am Beginn der Vorlesungszeit stehen wird. Im Semesterapparat „Filmstudien" stehen folgende Texte: Robert A. Rosenstone: Revisioning History: Film and the Construction of a New Past. Princton: Princeton University Press 1995. Robert A. Rosenstone: Vision of the Past: The Challenge of Film to our Idea of History. Cambridge: Harvard University Press 1995. Georges Didi-Huberman: Bilder trotz allem. München: Fink 2007. |