Kommentar |
Nach dem „Anschluss" Österreichs im März 1938 war es für Hitler von zentraler Bedeutung, die Tschechoslowakei unter deutsche Kontrolle zu bringen. Die rund drei Millionen dort lebenden Sudetendeutschen wurden als Sprengsatz seiner expansiven Politik genutzt. Am 28. März 1938 empfahl Hitler Konrad Henlein, dem Führer der Sudetendeutschen Partei, der tschechoslowakischen Regierung Forderungen zu stellen, die diese unmöglich akzeptieren konnte. Die wunschgemäße Zuspitzung der Krise nahm Hitler zum Anlass, die Abtretung des Sudetengebietes an das Deutsche Reich zu fordern. Entscheidend für den weiteren Verlauf der Krise war das Verhalten Großbritanniens, das hoffte, durch Zugeständnisse an das nationalsozialistische Deutschland den Frieden in Europa erhalten zu können. Nach einer weiteren Zuspitzung der Krise bat die britische Regierung den italienischen Diktator Mussolini um Vermittlung. Dieser traf sich am 29. September mit Hitler, dem britischen Premierminister Chamberlain und dem französischen Ministerpräsidenten Daladier in München. Im sogenannten „Münchener Abkommen" wurde die Abtretung des Sudetengebietes an das Deutsche Reich gebilligt. Während die britische Regierung glaubte, durch ihre „Appeasement"-Politik einen Krieg verhindert zu haben, stand Hitler dem Abkommen zwiespältig gegenüber. Einerseits ärgerte er sich darüber, dass der von ihm gewollte Krieg verhindert worden war. Andererseits bedeutete die Münchener Konferenz einen deutlichen Popularitätszuwachs für ihn, da er sich in den Augen der deutschen Öffentlichkeit als Friedensbewahrer profiliert zu haben schien. Im Seminar werden die übergreifenden Ergebnisse und Konsequenzen der Münchener Konferenz im Hinblick auf die deutsche und europäische Politik am Vorabend des Zweiten Weltkrieges untersucht und diskutiert. |
Literatur |
Einführende Literatur: Bauer, Kurt, Nationalsozialismus. Ursprünge, Anfänge, Aufstieg und Fall, Wien/ Köln/ Weimar 2008. Hildebrand, Klaus, Das Dritte Reich, 7. durchgeseh. Aufl., München 2009 [= Oldenbourg Grundriss der Geschichte, Band 17]. Jacobsen, Hans-Adolf, Nationalsozialistische Außenpolitik 1933-1938, Frankfurt a.M. 1968. |