Kommentar |
Empfindsamkeit, so nennen wir die Epoche zwischen 1750 und 1800, in der sich in Deutschland erstmals eine umfassende bürgerliche Lebensform – oder: Kultur – herausbildet. Die literarische Artikulation in Gedichten, Briefen, Romanen, Tagebüchern etc. wird hier zum zentralen Medium der Verständigung mit anderen ebenso wie der Selbstverständigung. Was dabei herauskommt, klingt aus der historischen Distanz, seiner Fundierung in alltäglicher Praxis enthoben, leicht fremd oder altbacken, allzu gefühlig und sentimental; auch wird entsetzlich viel geweint. Vielleicht darum hat die Literaturwissenschaft erst in den letzten Jahrzehnten begonnen zu begreifen, welch grundlegende Leistung die Literatur der Empfindsamkeit erbracht hat, und endlich anerkannt, welch enormer empfindsamer Anteil in den berühmten Texten der Stürmer und Dränger, Klassiker und Romantiker steckt. Im Seminar werden wir uns überwiegend in geduldiger, gemeinsamer Textarbeit dem Gegenstand von verschiedenen Seiten zu nähern versuchen. Referate sind nicht vorgesehen, aber auf Grundlage eines Seminarpapiers können Sie Ihr Thema pointiert vor der Gruppe präsentieren. Qualifikation: Seminarpapier bis zum 26. Mai, Hausarbeit. Vorbereitung : Ein Seminarprogramm, einen Reader mit Texten und eine Auswahlbibliographie finden Sie ab Mitte März hier. Zur Anschaffung: Deutsche Gedichte des 18. Jahrhunderts, hg. v. Klaus Bohnen, Reclam 8422; Goethe, Die Leiden des jungen Werthers, Paralleldruck der Fassungen von 1774 und 1787, hg.v. Mathhias Luserke, Reclam 9762. Kontakt: Mit Fragen und Anregungen, etwa zum Programm, wenden Sie sich an christophbrecht@aol.com |