Kommentar |
Öffentlichkeit gehört zur Grundausstattung jeder Demokratie. Denn je mehr unverrückbare Wahrheitshorizonte in der Moderne außer Reichweite geraten, desto mehr ist Politik auf die Akzeptanz eines öffentlichen Publikums angewiesen. Öffentliche Meinung, d.h. die politikspezifische Öffentlichkeit, fungiert in diesem Sinne als Legitimationsressource demokratischer Politik. In unterschiedlichen Politikansätzen wird dabei die Rolle der Öffentlichkeit jeweils anders konzeptualisiert; während etwa 'realistische' Politikzugänge den Aspekt von Öffentlichkeit als 'Spiegel' betonen, wird in deliberativen Politikkonzeptionen die Funktion einer kritisch räsonierenden Öffentlichkeit als Forum der Selbstverständigung von BürgerInnen hervorgehoben. Stets aber impliziert der Verweis auf Öffentlichkeit gewisse normative Anforderungen an politische Entscheidungen: Berechenbarkeit, Egalität, Transparenz bezeichnen das minimale Set an Prinzipien, dem politisch-demokratische Willensbildung zu genügen hat. Insbesondere im Hinblick auf zwei gegenwärtige Entwicklungstendenzen in westlichen Gesellschaften ist die Frage einer Neubestimmung der Rolle von Öffentlichkeit aufzuwerfen: Wie sind die genannten Öffentlichkeitsprinzipien mit der Tendenz einer zunehmenden Entscheidungsfindung in politischen Netzwerken (Stichwort 'Governance') zu vereinbaren? Und inwiefern kommt es durch die verstärkte Herausbildung einer massenmedialen Öffentlichkeit zu einer Übernahme medialer Inszenierungsstrategien in der Politik? Im Seminar sollen die vielfältigen Funktionen und Facetten des Konzepts Öffentlichkeit bzw. öffentliche Meinung analysiert sowie die Beeinflussung der öffentlichen Meinungsbildung durch die klassischen Massenmedien sowie durch die modernen Informations- und Kommunikationstechnologien näher beleuchtet werden. |
Literatur |
Jarren, Otfried / Donges, Patrick, 2006: Politische Kommunikation in der Mediengesellschaft. Eine Einführung, 2. überarb. Aufl., Wiesbaden: Westdeutscher Verlag. Weingart, Peter, 2005: Die Wissenschaft der Öffentlichkeit. Essays zum Verhältnis Wissenschaft, Medien und Öffentlichkeit, Weilerswist: Velbrück. |