Kommentar |
1798 erschien Der Streit der Fakultäten. Mit dieser Schrift lieferte Immanuel Kant sowohl ideengeschichtliche als auch systematische Impulse für jene Neugründung der höheren Anstalten, die gut zehn Jahre später als Reform vollzogen werden sollte und die sich intellektuell in eben diesem Jahrzehnt mit beeindruckenden Schriften über das Wesen der Universität und die Rolle der Wissenschaften anbahnte. Bekannte Protagonisten der neuhumanistisch-idealistischen Bildungs- und Wissenschaftsidee waren u.a. Johann Benjamin Erhard, Johann Gottlieb Fichte, Friedrich Wilhelm Schelling, Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher und schließlich der Namenspatron dieser Universitätsreform: Wilhelm von Humboldt. Im Besonderen wandte man sich mit den Reformbemühungen gegen die im Zunftwesen erstarrte mittelalterliche Universität als auch gegen die bereits im Vollzug befindlichen utilitaristischen Versuche einer Universitäts- und Erziehungsreform durch die Aufklärung. Mit der Überwindung des universitären Selbstverständnisses, einzig Wissensbestände zu konservieren und zu tradieren, und des studentischen Selbstverständnisses, einen eigenen Stand zu repräsentieren, wird die Universität zu einer neuartigen Institution. Sie ist der Ort, „wo die Vernunft öffentlich zu sprechen berechtigt sein muss" (Kant) und in der die Versittlichung des Menschen als dem höchsten Bildungsideal bestmöglich verfolgt werden kann, weil sich Professoren und Studenten aus akademischer Pflicht gleichermaßen in die Einsamkeit begeben, um gleichberechtigt die intellektuelle Freiheit als Recht zu genießen. Hinweis: Dieses Seminar liefert keine Plattform für die Diskussion gegenwärtiger hochschulpolitischer Fragen. |