Kommentar |
"Mann kann nicht nicht kommunizieren." Den meisten Pädagoginnen und Pädagogen ist die axiomatische Kommunikationstheorie Paul Watzlawicks ein Begriff. Friedeman Schulz von Thun hat sie als Modell von den "vier Seiten einer Nachricht" für den pädagogischen Diskurs fruchtbar gemacht. Seit geraumer Zeit dominiert die funktionale bzw. systemisch-konstruktivistische Sichtweise die Theorie der pädagogischen Interaktion. Aber sind durch das "Miteinander reden" wirklich alle grundlegenden Interaktionsprobleme gelöst? Bereits im Jahr 1997 machte Bettina Girgensohn-Marchand in ihrer Streitschrift "Der Mythos Watzlawick und die Folgen" darauf aufmerksam, dass Watzlawick das Problem "menschlicher Kommunikation" möglicherweise verkürzt behandelt, da der funktionale Kommunikationsbegriff menschliche Interaktion auf den wechselseitigen Austausch von Informationen reduziert. Watzlawick betrachtet die Prozesse der menschlichen Interaktion und ihrer "Störungen" auf der Ebene einer funktionalistischen Informationstheorie, so die Kritik Girgensohn-Machands und anderer. Auch die empirischen Untersuchungen des Psychologen und Kommunikationsforschers Siegfried Frey geben Anlass die systemisch-konstruktivistische Sichtweise zu hinterfragen. Freys Modell der "doppelten kommunikativen Buchführung" liefert neue Erkenntnisse, die eine funktional Verkürzung des Kommunikationsbegriffs fragwürdig erscheinen lassen. |