Kommentar |
Das Werk des deutschen Historikers Karl Lamprecht (1856-1915) steht für einen ersten hoch ambitionierten Versuch, der Geschichtswissenschaft des 19. Jahrhunderts mit Hilfe der Sozialwissenschaften eine empirische Grundlage zu verschaffen. Mit seiner „sozial-psychischen" Methodik wandte er sich ab von der gängigen Vorstellung, Geschichte würde von herausragenden Individuen bestimmt und gestaltet, und widmete sich der Analyse ganzer sozialer Gruppen und deren Entwicklung. Wirtschafts- und sozialhistorische Aspekte stehen in seinem Werk der politischen Historie gleichberechtigt gegenüber. Damit löste er einen über viele Jahre währenden Streit innerhalb der deutschen Geschichtswissenschaft aus. Obwohl er sich letztlich nicht durchsetzen konnte, übte sein Werk vielfältigen Einfluss auf nachfolgende Historikergenerationen aus, in Deutschland speziell auf die kultur- und regionalgeschichtliche Forschung, ebenso wie auf bedeutende Historiker anderer Länder wie Henri Pirenne (Belgien) oder Lucien Febvre und Marc Bloch (Frankreich). In diesem Seminar soll zunächst die Methodik Lamprechts an Hand eines kurzen Einführungswerkes herausgearbeitet werden, um auf dieser Basis seine Bedeutung für die weitere Entwicklung der Geschichtswissenschaft bis in die heutige Zeit zu beurteilen. Anhand seines Werkes werden ebenso aktuelle methodische Fragen erläutert. <p></p> |