Kommentar |
Für die klassische Moderne um 1900 mit ihren ästhetischen Zuspitzungen ist Wahrnehmung die zentrale Kategorie. Sie stellt das vermittelnde Glied der für diese Zeit so wichtigen Relation zwischen Subjekt und Welt dar. Als Ausgangspunkt auch jeglicher Kunstrezeption haben Wahrnehmungskategorien um 1900 vielfach theoretische Aufarbeitung erfahren. Hinzukommt ein technisch-gesellschaftlicher Wandel, der die Weisen der Wahrnehmung stark beeinflusst. Das Seminar macht es sich zur Aufgabe, das Wahrnehmungsparadigma um 1900 skizzenhaft zu bestimmen und an ausgewählten Literaturbeispielen (etwa von Beer-Hofmann, Hofmannsthal, Schnitzler, Rilke u.a.) nachzuvollziehen. Ernst Machs positivistische Bestimmung des Menschen als Empfindungskomplex bildet dabei die Folie, vor der sich eine weitere Beschäftigung mit diesem Thema abspielen muss. Henri Bergson verbindet seine Wahrnehmungstheorie mit einer Theorie des Gedächtnisses. William James’ psychologische Untersuchungen zum Bewusstseinsstrom erhalten sogar namensgebend Einzug in die moderne Erzähltheorie. Gestaltpsychologische Fragestellungen können an Texten von Max Wertheimer und Christian von Ehrenfels entwickelt werden. Die Schriften zu Kunst und Literatur von Hugo von Hofmannsthal ergänzen ästhetische Gesichtspunkte. Der Einfluss technischer Entwicklungen auf die Wahrnehmung soll anhand von Eisenbahn und Panorama/Diorama besprochen werden. |