Kommentar |
Dies ist ein Beispiel für die sogenannte Haufenparadoxie: Ein Mann von 2,20 m ist groß. Bei der Zuschreibung des Attributs "groß" gibt es Spielraum: Wenn jemand als groß einzuschätzen ist, dann ist auch jemand, der nur einen Millimeter oder den Bruchteil eines Millimeters kleiner ist, groß. Diese Regel ist rekursiv anwendbar; sie führt bei wiederholter Anwendung zu dem Schluss, dass ein Mann von 1,40 m groß ist. Das aber ist zweifelsohne falsch. Wir haben damit aus zwei anscheinend oder scheinbar wahren Prämissen korrekt etwas Falsches gefolgert. Vage Ausdrücke sind solche, mit denen man eine Haufenparadoxie bilden kann, z.B. "Haufen", "groß", "singen" und "viele". In diesem Seminar werden wir erstens den Phänomenbereich sprachlicher Vagheit eingrenzen und Vagheit von Ambiguität, Unterspezifiziertheit und Relativität abgrenzen. Zweitens werden wir verschiedene Ansätze zur Lösung der Haufenparadoxie diskutieren. Drittens werden wir anhand experimenteller Daten Phänomene der Interpretation vager Ausdrücke erörtern und diskutieren, inwiefern diese Daten zur Beurteilung von Lösungsstrategien der Haufenparadoxie beitragen können.
Es wird die Bereitschaft erwartet, englische Fachtexte zu lesen. |