Kommentar |
Seit dem zweiten Weltkrieg sind verschiedene Wellen der Demokratisierung festzustellen - die Anzahl der Demokratien hat sich fast explosionsartig erhöht. Noch uneinig ist man sich in der Frage, was die Gründe hierfür sind. Neben sozioökonomischen und institutionalistischen Ansätzen wird mittlerweile immer häufiger auf die Wünsche der Bürger nach Freiheit und Selbstbestimmung verwiesen. Gleichzeitig wird die Stabilität demokratischer, aber auch autokratischer Systeme verstärkt aus ihrer Legitimität in der Bevölkerung erklärt. Dies ist der zentrale Mechanismus in der politischen Kultur, wie sie in einem wichtigen Zweig der Politikwissenschaft – der politischen Kulturforschung – bezeichnet wird. Grund für die zuletzt zu beobachtende Renaissance der politischen Kulturforschung ist vornehmlich die unzureichende Erklärungskraft nur ökonomisch-struktureller, rein institutioneller oder lediglich auf die Eliten der Länder ausgerichteter Ansätze der internationalen Transformationsforschung. Sowohl die Konsolidierung als auch die Gefährdung politischer Systeme wird vermehrt als von ihrer Legitimität und politischen Unterstützung abhängig angesehen. Die zentralen Fragen der politischen Kulturforschung, die im Seminar behandelt werden, lauten entsprechend: Welche politische Unterstützung können verschiedene politische Systeme auf sich vereinen? Wie lassen sich diese Zustimmungsraten erklären? Welche Folgen ziehen diese Ergebnisse für den Bestandserhalt der betrachteten politischen Systeme nach sich? Diese Fragen werden nach der Einführung in die zentralen Ansätze der politischen Kulturforschung (Almond/Verba, Easton, Lipset, Inglehart, Fuchs) geklärt und durch Beispiele aus der komparativen Forschung illustriert. |
Literatur |
Inglehart, Ronald/Welzel, Ronald 2005: Modernization, Cultural Change, and Democracy. The Human Development Sequence. Cambridge: University Press
Pickel, Susanne/Pickel, Gert 2006: Politische Kultur- und Demokratieforschung. Wiesbaden. VS-Verlag |