Kommentar |
Das Buch „Der Untergang des Abendlandes" von Oswald Spengler löste bei seinem Erscheinen im Jahr 1919 nicht nur eine fächerübergreifende Diskussion aus, sondern wurde auch im Deutschland der unmittelbaren Nachkriegszeit als ein Symbol der Stimmung innerhalb der Bevölkerung gewertet. Die deutsche Niederlage als Untergang der gesamten abendländischen Kultur zu deuten, schien angesichts des jahrelang propagierten Gegensatzes von deutscher Kultur und westlicher Zivilisation naheliegend und nicht selten wurde Spenglers Entwurf im Sinne einer solchen Auslegung verstanden. Dabei schrieb er sein Konzept noch in dem Glauben eines deutschen Sieges und auf eben dieser Annahme basierte seine ganze Theorie.
In diesem Seminar wird anhand der Lektüre des Werkes herausgearbeitet, wie die enorme Anziehungskraft des Spengler‘schen Konzeptes zu erklären ist. Zunächst steht die Frage im Mittelpunkt, welche Strömungen der Geschichtswissenschaft er dafür aufnahm und verwertete. Die Rezeption des Werkes im In- und Ausland bietet im Folgenden weitere Anhaltspunkte. Seine Geschichtsinterpretation wurde allenthalben von der Fachwelt bestritten, doch gab es auch unter den Kritikern genug Fehlinterpretationen und Irrtümer. Im Ergebnis wird nicht nur eine Beurteilung von „Der Untergang des Abendlandes" angestrebt, sondern ebenso die Frage erörtert, welches Erklärungspotential solche allumfassenden Geschichtskonzeptionen, die im 19. Jahrhundert zahlreich diskutiert wurden, für historische Phänomene bieten.
|