Kommentar |
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Mit ‘Zeit & Raum’ hat jedermann täglich zu tun, und gewöhnlich meinen wir zu wissen, worum es sich dabei handelt. Aber wenn genauer danach gefragt wird, erhält man wahrscheinlich ganz verschiedene Antworten oder bringt die Angesprochenen in Verlegenheit. Tausend Jahre oder mehr haben Denker aller Richtungen darüber geredet, geschrieben und spekuliert. Kultur, Kunst, Religion und Wissenschaft haben über Raum und Zeit sehr mannigfache, zum Teil widerstreitende Vorstellungen hervorgebracht, und diese haben im Laufe der Geschichte nicht selten dramatische Wandlungen erfahren. Nicht nur in der Wissenschaft bewegen sich die Akteure aber häufig in einer bestimmten Gedankenwelt und suchen in erster Linie nach Vertiefung in ihrem Fach. Eher selten wagt man eine Umschau und fragt danach, was denn in anderen Disziplinen geschieht und welche Erkenntnisse vielleicht dort gewonnen worden sind.
In einer Reihe von Vorträgen wird das Thema ‘Raum & Zeit’ zunächst von verschiedenen Fachrichtungen exemplarisch behandelt (Kulturwissenschaft, Physik, Philosophie, Mathematik, Design). Dann wollen wir im Rahmen eines Blockseminars mit Ihrer aktiven Beteiligung die verschiedenen Bereiche zusammenbringen, Berührungen herstellen und Auseinandersetzung untereinander anregen.
Blicken wir auf die Differenz zwischen unseren Alltagsbegriffen von Raum und Zeit (wo sie bestens funktionieren) und ihrem Gebrauch in Modellen der Fachwissenschaften. Hier reichen diese zwei Begriffe allein nicht aus, um sich ein befriedigendes Bild von der Welt zu machen: Es folgen bei jeder Diskussion weitere Begriffe wie Bewegung, Kausalität, Notwendigkeit u.v.m. Wir befinden uns also in einem klassischen Erkenntnisprozess und sind auf Information und Begründungen und vielleicht sogar Einsichten angewiesen, was ja einen wissenschaftlichen Diskurs ausmachen sollte.
Zur Vereinfachung dieses Prozesses legen wir das philosophische System von Leibniz zugrunde (*1646; Theologe, Mathematiker, Bergbauingenieur, Politiker etc.): Sein System bietet den Vorteil einer hohen Konsistenz: theologische, informationstheoretische, moralische etc. Aussagen bilden ein stimmiges Modell; dies wiederum hat den Vorteil, sich nicht mit einer einzigen Erklärung des Themas zufrieden geben und geistig ausruhen, sondern die weiteren Konsequenzen durchdenken zu müssen. Zudem ist es aus der historischen Perspektive „leicht“, einen Philosophen der Geistesverwandtschaft von einem Newton (*1642) zu kritisieren, der mit „einem Bein“ in der antiken und mittelalterlichen Metaphysik stand, mit dem anderen in der modernen Zeit als Vertreter der klassischen Physik, der Differential- und Integralrechnung, als Erfinder der Rechenmaschine, der schon die binäre Kodierung konzipiert hatte.
Gelingt alles so wie beabsichtigt, werden wir mit so harmlosen Fragen wie „Was ist Wirklichkeit?“ besser umgehen können. Diese Frage ist alt und wird immer wieder neu gestellt und sei es im Bereich des Fiktionalen wie in den Matrix-Filmen. Es sind Fragen wie „Was ist die Zeit?“, die nach kurzem Nachdenken verzweifeln lassen: Eine mögliche Antwort impliziert, Zeit sei ‚wirklich’ und müsse messbar sein. Was misst die Zeit? Antwort: die Uhr – und schon steckt man in Schwierigkeiten...
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Bemerkung |
Ringvorlesung: vierzehntägig je Di, 16-18 Uhr: 12.04., 26.04., 10.05., 24.05., 07.06., 21.06., S05 T02 B02
12.04., Redlich "NN" (Philosophie) 26.04., von der Linde "Zeit & Raum in der Physik" 10.05., Hein „Abstände – Metrische Räume“ 24.05., Treitz „Zeitmessung mit und ohne Astronomie“ 07.06., Gossner „Dimensionen – eine Ökonomie der Wahrnehmung“ 21.06., Bidlo „Soziale Zeit“
Begleitseminar: Sa/So, 02./03.07.11, 10-18 Uhr, S05 T05 B02 mit Dr. Redlich, Prof. von der Linde und Dr. Bidlo.
Das Seminar wurde speziell für Studierende des Studium liberale konzipiert! Online-Anmeldung ab dem 15.03.2011 über die IOS-Anmeldemaske: Studium liberale (vgl. www.uni-due.de/ios). Kontakt: studium-liberale@uni-due.de. |