Kommentar |
Die Frage ›Was ist Literatur?‹ entzieht sich einer allgemeingültigen Beantwortung, schließlich bestimmt jeder literaturtheoretische Zugriff den Forschungsgegenstand ›Literatur‹ unterschiedlich. Dieses Seminar ist so konzipiert, dass die Teilnehmenden die Möglichkeit erhalten:
(1) ihre Kenntnisse aktueller literaturtheoretischer Ansätze zu vertiefen, (2) ihr methodologisches Wissen bei der kritischen Beurteilung unterschiedlicher Theorie- und Interpretationsansätze reflexiv einzusetzen und (3) eigene Theorievergleiche vorzunehmen und/oder Textanalysen durchzuführen.
Am Anfang der Veranstaltungsreihe wird die Frage ›Was ist eine Theorie?‹ zu beantworten sein, sodass im Anschluss daran ein Zugriff auf unterschiedliche literaturtheoretische Ansätze erfolgen kann: Autor - Text - Leser - Kontext: Welcher Aspekt wird von welchem Ansatz wie favourisiert? Welche Aspekte werden dominant gesetzt, welche ausgeblendet? Welche Funktionen übernimmt der Text? Wie wird der Text durch die Theorie konstituiert? Gibt es einen Textsinn, oder wird die Polysemie von Texten hervorgehoben? Und immer wieder: Was bedeutet eigentlich ›Literatur?‹. Alle Teilnehmenden sind herzlich aufgerufen, an der Beantwortung dieser Fragen aktiv mitzuwirken.
Im Seminar werden verschiedene literaturtheoretische Ansätze behandelt, um so Unterschiede/Gemeinsamkeiten zu anderen theoretischen Zugriffen herauszuarbeiten. Als Basistext dient Heinrich von Kleists »Das Erdbeben in Chili«. Eine kritische Reflexion ausgewählter literaturwissenschaftlicher Interpretationen, wie sie beispielsweise in »Positionen der Literaturwissenschaft. Acht Modellanalysen am Beispiel von Kleists ›Das Erdbeben in Chili‹« vorliegen, schließt sich der theoretischen Erarbeitungsphase an, ist aber nicht auf die darin enthaltenen Analysebeispiele beschränkt. Auf Wunsch der SeminarteilnehmerInnen können auch andere Theorieansätze und Sekundärtexte sowie weitere Basistexte wie Heinrich von Kleists »Michael Kohlhaas« besprochen werden. Von der Hermeneutik über den Formalismus bis hin zu neuen poststrukturalen Ansätzen gilt es, die darin enthaltenen theoretischen Konzepte einem Praxistest zu unterziehen. |
Literatur |
Zur Einführung/Wiederholung: Achim Geisenhanslüke (Hg.): Einführung in die Literaturtheorie. Von der Hermeneutik zur Medienwissenschaft. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2003.
Basislektüre: Heinrich von Kleist: Erzählungen, kleine Prosa, Gedichte, Briefe. Bd. 2. In: Ders.: Sämtliche Werke und Briefe. 3 Bde. Hg. von Roland Reuß auf der Grundlage der Brandenburger Ausg. München: Hanser 2010. David. E. Wellbery (Hg.): Positionen der Literaturwissenschaft. Acht Modellanalysen am Beispiel von Kleists »Das Erdbeben in Chili«. München: C.H. Beck 2001. |