Kommentar |
Anknüpfend an die Vorlesung im letzten Semester wird diesmal die Geschichte der Türkei im 20. Jahrhundert das Thema der Vorlesung bilden. In der öffentlichen Debatte steht derzeit vor allem die Bindung der Türkei an den Westen und ihre Integration in Europa im Mittelpunkt des Interesses. Dabei wird vielfach übersehen, dass der „schwierige Partner" (Udo Steinbach) Türkei während des gesamten 20. Jahrhunderts nicht nur ein europäischer, sondern immer auch ein nahöstlicher Akteur war, dessen außenpolitische Interessen bis nach Zentralasien reichten. Die Vorlesung wird sich indes nicht nur mit der türkischen Außenpolitik im kurzen 20. Jahrhundert nach dem Ersten Weltkrieg beschäftigen; gleichberechtigt werden auch die innenpolitischen Entwicklungen des jungen Nationalstaates berücksichtigt, der sich nach dem Zerfall des Osmanischen Reiches in jeder Hinsicht neu erfinden musste. Die Ausformung des türkischen Nationalismus, eng verknüpft mit der Frage nach der Behandlung ethnischer und religiöser Minderheiten, und die abrupte Umgestaltung von Staat und Gesellschaft durch den Kemalismus, die sich als zentrale Probleme durch die neuere türkische Geschichte ziehen, werden dabei auch den roten Faden der Vorlesung bilden. |