Kommentar |
Inhalte: Ausgehend von einem Text des marxistischen Philosophen Georg Lukacs „Über einige Eigentümlichkeiten der geschichtlichen Entwicklung Deutschlands“ soll noch einmal die Theorie vom deutschen Sonderweg, wie sie im letzten Semester anhand von gut einem Dutzend Publikationen diverser Autoren diskutiert worden ist, vergegenwärtigt und zusammengefasst werden. Anschließend sollen Ähnlichkeiten, Parallelen und Unterschiede der deutschen und islamischen geschichtlichen Entwicklung herausgearbeitet werden. Auf der Basis von Texten verschiedener Fachrichtungen (Islam-, Orient-, Geistes-, Geschichts- und Gesellschaftswissenschaften) sollen interdisziplinär untersucht werden: Die Verspätung, das Zurückbleiben der islamischen gegenüber der westlichen Welt (Heller/Mosbahi, Dan Diner); die gegenaufgeklärte, antijüdische Reaktion der ägyptischen Muslime auf die Napoleonische Expedition an den Nil (Lewis, al-Gabarti); das Scheitern der bürgerlich-demokratischen Revolution von 1908 („Jungtürken“); die folgende Orientierung des Osmanischen Reichs am Deutschen Reich bis hin zum Eintritt des ersteren an der Seite des letzteren in den Ersten Weltkrieg [F. Türk, Rosa Luxemburg; anhand historisch-empirischen Materials (Marschmusiken, Postkarten, Gedichte) sollen Untersuchungen zur deutsch-islamischen Völkerfreundschaft angestellt werden]; das gänzliche Ausbleiben der bürgerlich-demokratischen Revolution auf der arabischen Halbinsel, der Aufstieg jener aus dem tiefsten Hinterland kommenden, ländlich geprägten, extremen, ultrakonservativen saudi-wahhabitischen Strömung des Islam (G. Corm: „Die Entstehung des Wahhabitenstaates: der Sieg der Wüste über die Stadt“). Es soll also hier der Frage nachgegangen werden, warum in der islamischen Welt „in der Auseinandersetzung zwischen den traditionellen Kräften und den Stimmen rationaler Denker und Aufklärer bisher letzten Endes immer die Traditionalisten siegten“ (Heller/Mosbahi). Was hier thematisiert werden soll, ist die Orientierung der aufkommenden arabischen Nationalbewegungen nicht am Vorbild aufgeklärter, territorialer Nationen wie GB, USA, Frankreich, sondern am Vorbild der gegenaufgeklärten, völkischen Nation Deutschland (Bassam Tibi) bis hin zur Orientierung arabischer und islamischer Bewegungen und Staaten am „Dritten Reich“ (Mallmann/Cüppers: „Halbmond und Hakenkreuz“). Vergleichend, ergänzend soll ein Text der Geisteswissenschaftler Buruma/Margalit über ein nicht-islamisches Land, das auf deutschem Sonderweg sich bewegt hatte, im 2. Weltkrieg mit dem „Dritten Reich“ verbündet war, gelesen werden, ein Text über das gegenaufgeklärte, antiwestliche Denken in Japan. Auf der Basis einer Studie des Politologen Dr. Matthias Küntzel über die deutsch-iranischen Beziehungen soll beispielhaft die Geschichte eines islamischen Landes auf deutschem Sonderweg untersucht werden, speziell im Kontext des iranischen Antisemitismus. Auf der Basis von Analysen aus dem „Jahrbuch für Antisemitismusforschung“ (2003) soll weiterführend „Die Bedeutung der iranischen Revolution von 1979 als Ausgangspunkt für eine antijüdisch orientierte Islamisierung“ thematisiert werden (Fürtig). Hier insonders im Wissen um die Bedrohung Israels durch das iranische Atomprogramm. Es soll zudem der Antisemitismus eines arabischen Landes thematisiert werden: „Der moderne Irak, die Baath Partei und der Antisemitismus“ (ebd.).
|
Leistungsnachweis |
Studienleistung zum Erwerb von ECTS-Credits: Regelmäßige aktive Teilnahme, Protokoll (2 Cr.), Referat oder 6seitiges Essay (3 Cr.), 10seitige Hausarbeit (4 Cr.)
In E3-Veranstaltungen ist die regelmäßige, aktive Teilnahme mit angemessener Vor-/Nachbereitung Voraussetzung, um zur Prüfung zugelassen zu werden. Geduldet wird im IOS eine entschuldigte (!) Fehlzeit von max. 2x2 SWS bei regulären wöchentlichen Veranstaltungen bzw. 3 Zeitstunden bei Blockveranstaltungen. |