Kommentar |
Die starke Kompetenzorientierung der Lehrpläne in NRW bietet für den Einbezug mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Fabeln und Schwänke auch dort eine ernstzunehmende Chance, wo diese nicht explizit, wie für die Jahrgangsstufen 5./6. oder 7./8., als Lektüre obligatorisch vorgeschrieben werden. Das breite Themenspektrum der kleinepischen Gattungen bietet einerseits einen interessanten Einblick in zwischenmenschliche Konfliktpotentiale, die bis heute relevant erscheinen und umso mehr zu einer literarhistorischen Kontextualisierung herausfordern. Andererseits kann die sprachliche Alterität der Texte insgesamt zum Ausgangspunkt für die Betrachtung von Prozessen des historischen Sprachwandels genommen werden. Neben integrativen Ansätzen, bei denen Sprachreflexion und die Betrachtung von Gattungen und Texten miteinander verschränkt werden, ergeben sich außerdem bei bestimmten Traditionslinien und in spezifischen Überlieferungskontexten zum Teil spannende Möglichkeiten für einen fächerübergreifenden und interkulturellen Unterricht. Im Seminar werden zunächst Basiskenntnisse zu Fabeln und Schwänken des Mittelalters und der frühen Neuzeit vermittelt und anschließend die Verankerung beider Gattungen in den Richtlinien für die verschiedenen Schulstufen sowie auch ihre Präsenz in Deutschbüchern und sonstigen Lehrmitteln besprochen. Anhand von Fabeln wird vertiefend erarbeitet, wie mittelalterliche Texte konkret in Unterrichtsreihen eingebunden werden können. Durch bereits existierende Kooperationen mit verschiedenen Lehrerinnen und Lehrern besteht die Möglichkeit, die Unterrichtsentwürfe gegen Ende des Semesters auch in der Praxis zu erproben. |
Literatur |
Zur Einführung empfiehlt sich die die Lektüre von Ehrismann, Otfrid: Fabeln, Mären, Schwänke und Legenden im Mittelalter. Eine Einführung. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2011. Primärtextauszüge werden im Seminar zur Verfügung gestellt. Außerdem wird in der UB Essen ein Semesterapparat zusammengestellt, der die wichtigste Forschungsliteratur enthält. |