Kommentar |
Tiere gelten anthropologiegeschichtlich nicht zuletzt als wichtige Medien der Erzeugung des Humanen (Agamben). Vor diesem Hintergrund rekonstruiert das Seminar in einem diachronen Durchgang grundlegende wissenschaftsgeschichtliche (u.a. theologie- und philosophiegeschichtliche) Versuche, das Verhältnis zwischen Tier und Mensch zu bestimmen, und konzentriert sich auf die literaturgeschichtliche Reflexion solcher Grenzziehungen. Das ebenso literatur- wie kulturwissenschaftliche Erkenntnisinteresse richtet sich dabei sowohl auf anthropomorphisierende Tier- wie theriomorphore Menschauffassungen, fragt also in beide Richtungen und macht entsprechend nicht nur ‚humane‘ Tierfiguren, sondern auch ‚animalische‘ Züge menschlicher Figuren zum Gegenstand. Insofern geht es beispielsweise auch um Hybridisierungen, wie sie in Chimären-Darstellungen sinnfällig werden. Die Beispiele, mit denen wir uns auseinandersetzen, reichen dabei von der griechischen Sphinx über die mittelalterliche Heraldik, die ‚Bestia Simplicissimus‘ bei Grimmelshausen oder Lessings Fabeln bis in die Moderne (u.a. Kafkas Affe ‚Rotpeter‘, Dürrenmatts ‚Minotaurus‘ oder Grünbeins 'Tiefseefische'). Auch Vorschläge von Lieblingstexten, die mit der Tier-Mensch-Grenze spielen, sind willkommen! |
Literatur |
Eine Liste der zu lesenden Texte erhalten Sie in der ersten Sitzung.
Wissenschaftliche Literatur:
- Giorgio Agamben: Das Offene. Der Mensch und das Tier. Frankfurt a.M. 2003.
- Udo Friedrich: Menschentier und Tiermensch. Diskurse der Grenzziehung und Grenzüberschreitung. Göttingen 2009.
- Sabine Obermaier (Hg.): Tiere und Fabelwesen im Mittelalter. Berlin, New York 2009.
- Markus Wild: Die anthropologische Differenz der Tiere in der frühen Neuzeit bei Montaigne, Descartes. Berlin, New York 2006.
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