Kommentar |
In seiner Vorrede zu seiner Erzählsammlung „Bunte Steine" entwirft Stifter eine berühmte Poetologie eines umgekehrt Erhabenen: Der Dichter solle nicht das Große, Leidenschaftliche, das unerhörte Ereignis, sondern das Kleine erzählen, das „sanfte Gesetz" dessen, was nicht in die Augen fällt, aber umso mächtiger wirksam ist: „Das Wehen der Luft, das Rieseln des Wassers, das Wachsen der Getreide, das Wogen des Meeres, das Grünen der Erde, das Glänzen des Himmels, das Schimmern der Gestirne halte ich für groß: das prächtig einherziehende Gewitter, den Blitz, welcher Häuser spaltet, den Sturm, der die Brandung treibt, den feuerspeienden Berg, das Erdbeben, welches Länder verschüttet, halte ich nicht für größer als obige Erscheinungen, ja ich halte sie für kleiner, weil sie nur Wirkungen viel höherer Gesetze sind." Peter Handke hat ganz unmittelbar an diese Sätze Stifters angeknüpft. Im Seminar wollen wir einerseits Erzählungen Stifters daraufhin untersuchen, wie sich ein solches Erzählprogramm realisiert, da nämlich Gewitter und Blitze sowie Leidenschaften, Zorn und Gewalt bei Stifters keinesfalls fehlen. Andererseits konfrontieren wir Programmatik und Texte Stifters mit einem Text Peter Handkes, dem „Versuch über den geglückten Tag".
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