Kommentar |
Sokrates war jüngerer Zeitgenosse des Perikles und erlebte als Bürger in Krieg und Frieden sowohl die Blütezeit von Athens Machtentfaltung im Seebund als auch das gewaltvolle Auf und Ab im fast dreißigjährigen „Peloponnesischen Krieg", der 404 in Athens katastrophaler Niederlage endete. Dies ist zugleich die Zeit der Entfaltung der demokratischen Verfassung der Polis Athen. Im Leben der Stadt war der offenbar unermüdlich auf der Agora seine Mit-bürger in Diskussionen verwickelnde Philosoph jedenfalls seit den 420er Jahren eine allen bekannte Person. Als ihn 399 die Mehrheit von 501 Richtern, seinen Mitbürgern, wegen ‚Gottlosigkeit' zum Tode verurteilten, hatte die Stadt gerade die ihrer Niederlage folgende Tyrannis der Dreißig und einen Bürgerkrieg mit Mühe überstanden. Nach seinem Tod wurde er in der Mehrzahl von Platons philosophischen Dialogen zum Kronzeugen der unerbittlichen Wahrheitssuche - und so in der Geschichte der Philosophie eine Schlüsselfigur. Für die Ge-schichte der athenischen Demokratie bleibt seine Verurteilung ein Ärgernis, das zu erklären die Forschung sich bis heute schwer tut. Die ältesten Schriften Platons sind dessen erste Zeugnisse, und von ihnen ausgehend wird das Seminar das klassische Athen studieren und in den Zusammenhang der ganzen Alten Geschichte stellen. |
Literatur |
Schlüsseltexte zum Thema sind Aristophanes' Komödie „Die Wolken" (in der Übersetzung von O. Seel bei Reclam, UB 6498, € 3,60), Platons „Verteidigung des Sokrates" und dessen Dialog „Kriton" (beides zusammen in der Übersetzung von M. Fuhrmann bei Reclam, UB 895, € 2,80).
Dringend sei als qualitätvoller moderner Überblick über die Alte Geschichte zur Anschaffung empfohlen L. de Blois/R.J. van der Spek, Einführung in die Alte Welt (aus dem Niederländischen), Stuttgart: Steiner 1994, € 19,- oder antiquarisch.
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