Kommentar |
In den Kriegen des 19. Jahrhunderts überlappten sich Formen, die der alteuropäischen Tradition der Kriegführung entstammten, mit Elementen, welche zum neuen Typus des Nationalkrieges gehörten. Für den Krieg von 1870/71 galt dies in besonderem Maße: Während auf der einen Seite die Staatsoberhäupter sich – zum letzten Mal in der Geschichte – ihren Truppen anschlossen, Kavallerieattacken geritten wurden und die Übergabe von Festungen komplizierten Ritualen folgen musste, die der Ehre aller Beteiligten keinen Abbruch taten, wurde auf der anderen Seite nach der Schacht bei Sedan von der französischen Regierung ein Volks- und Partisanenkrieg angestrengt, und die deutsche Seite feierte den Krieg als die Geburtsstunde der nationalen Einheit. Das Seminar will – jeweils im deutsch-französischen Vergleich – die nationalen und nationalistischen Komponenten im Krieg von 1870/71 auf den Ebenen der Kriegführung, der Medialisierung des Krieges und der Erinnerungskultur untersuchen. |
Literatur |
Audoin-Rouzeau, Stéphane, 1870. La France dans la Guerre, Paris 1989.
Becker, Frank, Bilder von Krieg und Nation. Die Einigungskriege in der bürgerlichen Öffentlichkeit Deutschlands 1864-1913, München 2001.
Meteling, Wencke, Ehre, Einheit, Ordnung. Preußische und französische Städte und Regimenter im Krieg, 1870/71 und 1914-19, Baden-Baden 2010.
Roth, François, La Guerre de 1870, Paris 1990. |