Kommentar |
Am 15. März 1938 verkündete Adolf Hitler auf dem Wiener Heldenplatz vor einer begeisterten Menschenmenge den „Eintritt“ seiner „Heimat in das Deutsche Reich“. Bereits in den ersten Tagen nach dem sogenannten „Anschluss“ wurden politische Gegner verhaftet und in Konzentrationslager deportiert, die österreichischen Juden wurden schikaniert, systematisch aus dem gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben gedrängt und 70.000 von ihnen ermordet. Innerhalb von nur wenigen Monaten wurden die Strukturen des NS-Regimes auf die österreichischen Verhältnisse übertragen, Österreich selbst verschwand als Staat für sieben Jahre von der politischen Landkarte Europas. Der Neubeginn wurde den Österreichern nach 1945 erleichtert, weil die Alliierten Österreich in der „Moskauer Deklaration“ vom 1. November 1943 zum ersten Opfer der Hitlerschen Aggressionspolitik erklärt hatten.
Im Rahmen der Übung sollen wichtige Quellen gelesen und diskutiert werden, um Entwicklungslinien und Handlungsprozesse aufzuzeigen. Deutlich werden soll, dass die große Sehnsucht nach einem Anschluss an Deutschland, die in der Ersten Republik bis zu den österreichischen Sozialdemokraten reichte, die Ereignisse des März 1938 begünstigt und erleichtert hat. Gefragt wird zudem nach der Berechtigung der „Opferperspektive“ nach 1945, die bis heute in der österreichischen Öffentlichkeit vorherrscht. |
Literatur |
Berger, Peter, Kurze Geschichte Österreichs im 20. Jahrhundert, Wien 2007.
Botz, Gerhard, Nationalsozialismus in Wien: Machtübernahme, Herrschaftssicherung, Radikalisierung 1938/39, überarb. u. erw. Neuaufl., Wien 2008.
Talos, Emmerich/ Hanisch, Ernst/ Neugebauer, Wolfgang (Hg.), NS-Herrschaft in Österreich 1938-1945, Wien 1988.
Vocelka, Karl, Österreichische Geschichte, München 2005. |