Kommentar |
Inhalte:
Zu unserem Selbstverständnis als denkende und handelnde Wesen gehört, dass wir uns grundsätzlich als freie und zudem wenigstens manchmal rational verfahrende Wesen betrachten. Zwar ist uns einerseits bewusst, dass wir immer wieder durch bestimmte äußere Umstände (Erziehung, soziale und psychologische Zwänge, berufliche Notwendigkeiten etc.) in unserer Handlungsfreiheit beschränkt werden, doch kann man sich andererseits nur dann als eingeschränkt oder fremdbestimmt fühlen, wenn man sich im Normalfall als "eigentlich" frei ansieht. Dieser Gedanke ist nicht nur intuitiv einleuchtend, sondern die Annahme der menschlichen Freiheit ist auch entscheidend für unser moralisches Bewusstsein sowie das Rechtssystem: Keine individuelle moralische Verantwortung ohne vorausgesetzte Freiheit, keine sinnvolle rechtliche Verurteilung bzw. Bestrafung ohne die Idee, das die entsprechende Person auch hätte anders handeln können. Wieso sollte man andernfalls nicht auch den Stein vor Gericht zerren, der beim zufälligen Herunterrollen von einem Berg einen Passanten getötet hat?
Auch wenn jedoch die Idee der grundsätzlichen Freiheit des Menschen in unserem Alltagsdenken und auch den Wissenschaften eine unverzichtbare Rolle spielt, ist zugleich ebenso auffällig, dass dieses Menschenbild insbesondere in den letzten Jahrzehnten z. B. von einigen einflussreichen Neurowissenschaftlern massiv kritisiert wurde und zunehmend wird: Eine Grundthese dieser Wissenschaftler besteht in der Behauptung, man könne mittlerweile aufgrund der immer mehr verfeinerten Untersuchung der Gehirnmechanismen sicher sagen, dass wir Menschen tatsächlich unfrei und unsere Handlungen nicht frei gewählt, sondern unabänderliche Konsequenzen ebenso unabänderlicher anderer physiologischer Prozesse seien. Dabei scheut man sich z. B. auch teilweise nicht, radikale Konsequenzen für unser Rechtssystem zu ziehen und das Ende jeglicher moralischen Verantwortlichkeit zu verkünden.
In diesem Seminar werden wir uns sowohl klassische wie moderne philosophische Entwürfe zur menschlichen Freiheit anschauen und vor diesem Hintergrund die wichtigsten neurowissenschaftlichen Thesen und Forschungsresultate kennen lernen und kritisch diskutieren. Die uns begleitende Kernfrage wird darin bestehen, ob man das Freiheitsproblem tatsächlich auf rein biologischem Weg lösen kann.
Lernziele:
Die Teilnehmer(innen) werden sowohl mit den wichtigsten philosophischen Freiheitstheorien als auch den diesbezüglich relevanten neurowissenschaftlichen Forschungsergebnissen vertraut gemacht. Das Hauptziel des Seminars besteht darin, die Teilnehmer(innen) zu einer rationalen und umsichtigen Bewertung der Relevanz der Methoden und Resultate der (Neuro-)Biologie in Bezug zu unserer Selbstauffassung als grundsätzlich frei handelnde Wesen zu befähigen. |
Bemerkung |
Vorbesprechung: Di, 31.07.2012, 12:15-13:45 Uhr, R09 T03 D33 Block (v-frei): Mo/Di, 10./11. + 17./18.09.2012, je 10:15-16:30 Uhr, V13 S00 D50
Diese Veranstaltung wurde speziell für Studierende des Studium liberale konzipiert!
Anmeldung ab dem 20.03.2012
Online-Anmeldung während der Anmeldefrist über die IOS-Anmeldemaske: Studium liberale (s.o. "Weitere Links"); Anmeldebedingungen sind auf der IOS-Homepage beschrieben.
Kontakt über: studium-liberale@uni-due.de |
Leistungsnachweis |
Regelmäßige Teilnahme und sechsseitiges Essay (3 Cr.) oder 20minütiges Referat mit Handout (3 Cr.) oder zehnseitiges Essay (4 Cr.)
In E3 ist regelmäßige, aktive Teilnahme mit Vor-/Nachbereitung neben dem erfolgreichen Bestehen Voraussetzung zum Scheinerwerb. Geduldet wird im IOS eine entschuldigte (!) Fehlzeit von max. 3 Std. bei den BS mit einem Umfang von 30 Std. |