Kommentar |
Die zwölf Erzählungen der Novelas ejemplares (1613) des Cervantes zählen heute zu den bekanntesten Texten der spanischen Literaturgeschichte. Mit dem Leitthema von Täuschung und Selbsttäuschung stehen sie bereits eindeutig im Kontext des Don Quixote. In den realistischen und idealistischen Erzählungen scheint zudem die europäische Tradition des Novellenerzählens durch. Vor allem aber führt uns der Autor mitten in die zeitgenössische spanische Kultur: die Aufarbeitung der maurischen Besetzung, das Leben der Adligen, der Zigeuner, des einfachen Volkes und Vieles mehr werden lebendig. Die Erzähler bedienen dabei u.a. das realistische, phantastische, satirische und psychologische Register. Auch der für Spanien so wichtige Barock, Lebenshaltung, Ästhetik und Schreibstil zugleich, beeinflusst die Sammlung. Im Seminar sollte auch die ungebrochene Rezeption und intermediale Adaptation der Novelas thematisiert werden.
Lektüre: Novelas ejemplares (Cátedra, 2 Bände).
Vorbereitende Lektüreempfehlung: S. Boyd, A companion to Cervantes’ ‘Novelas ejemplares’ (2010). |