Das 1927 erstmals und als unselbständige Veröffentlichung erschienene Werk „Sein und Zeit“ galt so manchem Zeitgenossen als paradigmatisches Beispiel scheinproblembehafteten Philosophierens. Sein Autor, Edmund Husserls kongenialer Schüler Martin Heidegger, stand im Ruf, durch Missbrauch und Verirrungen der Sprache hochgradig unverständlich zu sein. Der Verdacht der Sinnlosigkeit wurde mehr als ein Mal geäußert.
Dabei beeindruckt Heidegger gerade durch die Rigorosität seiner Untersuchung der Sinnfrage von Sein – jener Frage, die nicht nur im Mittelpunkt des Werkes steht, sondern als Orientierungs- und Sinnfrage menschlichen Daseins überhaupt erst ein Motiv zum Philosophieren stiftet. Entgegen eines Sinnlosigkeitsverdachts dieser Analyse muss sogar anerkennend eingeräumt werden, dass Heidegger überaus sinnkritisch im eigenen Philosophieren verfährt, weil er die Präsuppositionen im argumentativen Vollzug auf den Gehalt der Sinnfrage von Sein bezieht. Die damit eröffnete fundamentalontologische Studie beeindruckt und birgt vielfältige Einsichten (auch bezüglich der Hinterfragbarkeit des eigenen Philosophieverständnisses), sofern man bereit ist, sich auf Heideggers Terminologie einzulassen und diese mit dem gebotenen texthermeneutischen Feingefühl in die eigene Sprache zu übersetzen.
Das Seminar widmet sich dem gemeinsamen Studium der zugrunde liegenden Schrift. Hierbei wird der Gründlichkeit im Verstehen der Vorzug gegenüber einem ehrgeizigen Lektüreumfang eingeräumt.
Teilnahmevoraussetzungen: Erfolgreicher Abschluss des Basismoduls Theoretische Philosophie. |