Kommentar |
Kleider machen Leute. Kleider machen Leute?
Ein armer Schneider reist in ein fremdes Städtchen und wird aufgrund seiner guten Kleidung für einen polnischen Grafen gehalten. Er verliebt sich in ein Mädchen der Stadt und die Verwirrungen, Zuschreibungen und Täuschungen nehmen ihren Lauf. Gottfried Keller hinterfragt in seiner Erzählung „Kleider machen Leute" (1874) das Verhältnis von Sein und Schein, Realität und Täuschung und die Funktionen von Kleidung in diesem Kontext. Was sagt sie über einen Menschen aus, wie wird sie gelesen, wie kann sie zur Inszenierung und sogar Täuschung genutzt werden und wie kann sie möglicherweise sogar das erzeugen, was sie inszeniert?
Das Seminar beginnt mit der gemeinsamen Lektüre des Primärtextes und erarbeitet sich in den ersten Sitzungen eine eigene Lesart, die vor allem Fragen an den Text stellt. In einem zweiten Schritt werden verschiedene Kontexte des Textes erarbeitet, wobei der Schwerpunkt - neben einer historischen und literaturgeschichtlichen Fragestellung - auf dem Themenkomplex ‚Kleidung und Mode' liegen wird. Dazu werden ausgewählte Forschungsergebnisse der Literatur- und Kulturwissenschaft zu Rate gezogen, die zunächst bibliographisch zu erschließen sind. Im weiteren Verlauf des Seminars sollen auch noch einige weitere Textbeispiele zum Themenkomplex ‚Kleiden und Verkleiden' erarbeitet werden.
So versteht sich das Seminar auch als praktische Einführung in das literaturwissenschaftliche Studium, in der Probleme im Umgang mit Hilfsmitteln besprochen und allgemeine Fragen der Literaturwissenschaft gestellt werden können.
Der Text soll zur ersten Sitzung gelesen sein. |