Kommentar |
Die komische Verserzählung ‚Irregang und Girregar‘ (‚Studentenabenteuer B‘) Rüdegers von Munre ist unikal in einer ehemaligen Königsberger Handschrift aus dem 14. Jahrhundert überliefert und wahrscheinlich Ende des 13. oder Anfang des 14. Jahrhunderts entstanden. Über weitere Werke, Herkunft und Stand des Verfassers, der sich am Anfang und am Schluss des Textes mit Namen bzw. mit Namen und Herkunftsort nennt, ist nichts bekannt. Der Text besteht aus drei Episoden unterschiedlicher stoffgeschichtlicher Herkunft und lässt sich am ehesten als Ehebruchschwank klassifizieren, der mit den Motiven der ‚Mädchenverführung‘ und der ‚ehelichen Kraftprobe‘ gekoppelt wird. Auffällig ist dabei die Vertrautheit des Verfassers mit Gestaltungsformen aus der höfischen Literatur (u. a. höfische Schönheitsbeschreibung, höfische Liebeswerbung, höfisches Tagelied), die parodierend zitiert und im Milieu des Schwanks demontiert werden.
Wir wollen uns in diesem Blockseminar vor allem mit Fragen zur Handschrift und zur Edition des Textes beschäftigen und den Weg von der Handschrift zur Edition praktisch anhand der Schritte Transkription, Übersetzung und Kommentierung (Sach- und Worterläuterungen) erarbeiten. Der erste Termin (13.04.) dient der Einführung in Hilfsmittel und Arbeitstechniken sowie der Verteilung von Textabschnitten als Arbeitsaufgaben. Am zweiten Termin (04.-06.05.) sollen in einem Workshop die Ergebnisse der Arbeitsaufgaben vorgestellt, Übersetzungsprobleme und -möglichkeiten diskutiert sowie Interpretationsansätze im Rahmen einer literatur- und kulturgeschichtlichen Verortung des Textes skizziert werden.
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Literatur |
Literatur zur Einführung:
Bein, Thomas: Textkritik. Eine Einführung in Grundlagen germanistisch-mediävistischer Editionswissenschaft. Lehrbuch mit Übungsteil. Frankfurt am Main u. a. 2008.
Kully, Rolf Max: Rüdeger von Munre. In: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. 2. Aufl. hg. von Kurt Ruh u. a. 14 Bde. Berlin, New York 1978-2008, Bd. 8 (1992), Sp. 310-312.
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