Kommentar |
Soziologische Subjekt- und Identitätstheorien fragen zum einen, welche psychischen und körperlichen Eigenschaften und Fähigkeiten ein Wesen typischerweise aufweisen muss, um in einer Gesellschaft oder einem bestimmten gesellschaftlichen Bereich als „vollwertiger“, „kompetenter“ oder „vorbildlicher“ Akteur gelten zu können. Zum anderen fragen sie, wodurch und auf welche Weise der einzelne Akteur sich selbst definiert und von (allen) anderen unterscheidet. In beiden Fällen steht also der Akteur im Fokus des Interesses – sei es nun der typische oder der individuelle. Dies heißt aber gerade nicht, dass soziale Strukturen und Prozesse aus dem Blick geraten würden. Soziologische Subjekt- und Identitätstheorien gehen nämlich davon aus, dass Subjektformen und Identitäten dem Sozialen nicht etwa biologisch oder psychisch vorgängig, sondern Ergebnis sozialer Konstruktionsprozesse sind.
Im ersten Teil des Seminars werden wir uns gemeinsam einen Überblick über die älteren und neueren soziologischen Subjekt- und Identitätstheorien erarbeiten. Damit wir zudem zu einer vertieften und gegenstandbezogenen Behandlung zumindest einiger der Theorien kommen, wird in einem zweiten Teil des Seminars ein einzelner gesellschaftlicher Bereich bzw. eine einzelne „Subjektordnung“ im Fokus stehen. In diesem Semester geht es um den Bereich „Sexualität“. Gerade hier ist es spannend zu sehen, dass vermeintlich Biologisches oder Psychisches sozial geformt ist – etwa sexuelle Bedürfnisse und Orientierungen oder z.B. geschlechtliche Differenzen und Identitäten. |