Kommentar |
In der Quellenübung lesen wir ausgewählte Briefe von Cicero, Seneca und Plinius, dazu die epistulae der Cornelia an ihren Sohn Gaius Sempronius Gracchus und Plutarchs Trostschreiben an seine Ehefrau nach dem Tod der gemeinsamen einzigen Tochter.
In den Texten, die vervielfältigt zur Verfügung gestellt werden, treten dem Leser private und vertrauliche Äußerungen entgegen; sie lassen den Empfänger wissen, was er nicht weiß (Cic. ad fr.I, 1, 37); sie wecken Neugierde, wie die andere Hälfte des mit dem Brief begonnenen Gesprächs (Aristoteles) wohl lauten werden; sie berichten von einem Leben, in dem sich zugleich politische Wirklichkeit spiegelt; Briefschreiber erklären und interpretieren herausra-gende Ereignisse, versuchen, deren historischen Standort zu umreißen, dabei sich ihrer selbst vergewissernd und den Gesprächspartner einbeziehend oder belehrend.
Deshalb kann der Humanist Francesco Petrarca im 14. Jahrhundert in einem Brief an Cicero im Jenseits schreiben:
Franziskus grüßt seinen lieben Cicero,
ich habe deine Briefe, nach denen man lange Zeit umfangreiche Forschungen angestellt und sie, wo ich es am wenigsten glaubte, gefunden hat, mit größter Neugier durchgelesen.
Ich habe (sozusagen) angehört, wie du vieles besprichtst, vieles bejammerst, oft deine Meinung änderst, Marcus Tullius, und nachdem ich schon längst wusste, welche Bedeutung du als Belehrender für andere hattest, weiß ich jetzt endlich auch, welche Stellung du dir selbst gegenüber eingenommen hast.
Bedingungen für den Erwerb eines Seminarscheines sind regelmäßige Teilnahme, Erledigung der Arbeitsaufträge und eine mündliche oder schriftliche Ausarbeitung zu textnahen Themen. |