Kommentar |
Die Normannen gehören zu den Völkern, die die Geschichte des europäischen Mittelalters entscheidend mitgeprägt haben. Der erste „Kontakt“ zwischen den „Nordmännern“ und dem christlichen Europa ist wohl der Überfall auf das nordenglische Kloster Lindisfarne im Jahr 793. Nur wenige Jahre später suchten die Normannen auch das Frankenreich auf dem europäischen Festland heim. Über die großen Flüsse (Elbe und Rhein, Seine und Loire) drangen sie mit ihren schnellen und wendigen Schiffen tief ins Landesinnere vor und plünderten 834 Dorestad in Friesland, überfielen 883 den Königshof in Duisburg und belagerten 885/86 Paris. Schließlich wurde dem Wikinger Rollo im Jahr 911 vom westfränkischen Herrscher Land übertragen, das noch heute die Bezeichnung „Normandie“ trägt. Von diesem Territorium, das zum Herzogtum erhoben wurde, zogen zu Beginn des 11. Jahrhunderts einige normannische Abenteurer als Söldner nach Süditalien, um in byzantinischen und langobardischen Heeren zu dienen. Der normannischen Familie Hauteville gelang schließlich eine Herrschaftsbildung in Süditalien, die gegen Ende des Jahrhunderts auch die Insel Sizilien umfasste. Der Höhepunkt dieser normannischen Herrschaftsbildung stellt sicherlich die Krönung Rogers II. zum König von Sizilien zu Weihnachten 1130 dar. Ebenfalls im 11. Jahrhundert vollzog sich auch die normannische Eroberung Englands (1066) durch den Herzog der Normandie, Wilhelm, genannt „der Eroberer“. Der Übergang der Königsherrschaft auf die Normannen brachte weitreichende Veränderungen für das mittelalterliche Inselreich mit sich.
Im Seminar werden die politischen, gesellschaftlichen und religiösen Entwicklungen in den beiden normannischen Königreichen betrachtet und miteinander verglichen. |