Kommentar |
Die literatur- und kulturwissenschaftliche Forschung zur Epoche der spanischen Aufklärung (1700 bis 1808) hat sich in den letzten Jahrzehnten in Bezug auf die iberische Halbinsel international intensiviert, wogegen die etwas später einsetzende und bis etwa Mitte des 19. Jahrhunderts wirksame Aufklärung in Hispanoamerika, das den Status einer Kolonie hatte, kaum erforscht ist. Die Dynastie der spanischen Bourbonen, die die Habsburger nach dem Spanischen Erbfolgekrieg ablöste, hat in den amerikanischen Kolonien Spaniens zu tiefgreifenden Veränderungen geführt, und die Ideen der europäischen Aufklärung und die Französische Revolution haben erheblich zur Bewusstseins- und Identitätsbildung der Kreolen (der in Hispanoamerika geborenen Spanier) geführt. Hierbei erfüllt die Literatur eine wichtige Funktion bei der Herausbildung einer autonomen hispanoamerikanischen Identität. Anhand eines Textkorpus, das den Studierenden zugänglich gemacht wird, werden zentrale Texte der hispanoamerikanischen Aufklärungsepoche gelesen und analysiert, insbesondere in Bezug auf die in ihnen propagierten aufklärerischen Ideen und in Bezug auf die Funktionalisierung der Literatur für die Unabhängigkeit der Kolonien vom Mutterland Spanien.
Das Hauptseminar ist gemäß der jeweiligen Studienordnung für alle Studiengänge offen. Für Lehramtsstudierende ist die Voraussetzung für die Teilnahme die in allen Teilen bestandene Zwischenprüfung Spanisch, für die anderen Studiengänge mindestens die erfolgreiche Absolvierung des literaturwissenschaftlichen Proseminars. |