Kommentar |
Nach dem Zusammenbruch der autokratischen Regimen ergibt sich für junge Demokratien häufig ein zentrales Problem: Wie verhalte ich mich zum Unrecht und den Menschenrechtsverletzungen im vorangegangenen autokratischen System? Wähle ich den Weg einer schonungslosen Aufarbeitung – mit der Gefahr die Bevölkerung zu spalten und das gerade erst entstandene System mit Konflikten zu belasten? Oder entscheide ich mich für Amnestie und Amnesie – mit der Gefahr, dass ein bestimmtes Kapitel der Vergangenheit unbewältigt bleibt und nicht aufgearbeitet wird? Typische Formen der Aufarbeitung sind Wahrheitskommissionen (z.B. Südafrika), Lustration (z.B. Polen), Gerichtsverfahren (z.B. Kambodscha) oder Historikerkommissionen (z.B. Ungarn). Dabei muss zwischen einer juristischen, einer politischen und einer wissenschaftlichen Aufarbeitung unterschieden werden. Im Seminar soll der Frage nachgegangen werden, welche Wege der Aufarbeitung des vergangenen Unrechts in verschiedenen Staaten der Welt beschritten wurden und welche Konsequenzen diese Entscheidungen für den Demokratisierungsprozess und die politische Kultur in den jeweiligen Ländern besitzen.
Studienleistung:
Mitarbeit im Seminar/Gruppenarbeiten
Lektüre der für die jeweilige Sitzung angegeben Texte
Prüfungsleistung:
Referat (20% der Gesamtnote)
Hausarbeit (80% der Gesamtnote) |
Literatur |
König, Helmut 2008: Politik und Gedächtnis. Velbrück: Weilerwist.
Molden, Berthold/Mayer, David (Hrsg.): 2009: Vielstimmige Vergangenheiten – Geschichtspolitik in Lateinamerika. Berlin: LIT Verlag.
Pickel, Susanne/Pickel, Gert 2006: Politische Kultur- und Demokratieforschung. Wiesbaden: VS-Verlag.
Schmidt, Siegmar/Pickel, Gert/Pickel, Susanne (Hrsg.) 2009: Amnesie, Amnestie oder Aufarbeitung? Zum Umgang mit autoritären Vergangenheiten und Menschenrechtsverletzungen. Wiesbaden: VS-Verlag. |