In dem Bemühen, gesellschaftliche und politische Verhältnisse zu beschreiben (und gegebenenfalls zu kritisieren und zu verändern) wird oftmals behauptet, dass es sich bei bestimmten, vorgeblich natürlichen Eigenschaften eigentlich bloß um sozial konstruierte Eigenschaften handelt (solche Behauptungen sind prominent etwa in Bezug auf die Zugehörigkeit zu einer ethnischen Gruppe oder zu einem Geschlecht oder zur Gruppe der Menschen mit Behinderungen vertreten worden). Das „Enttarnen“ von vorgeblich natürlichen Eigenschaften als sozial konstruiert, so die Idee, eröffnet hierbei die Möglichkeit einer Bekämpfung der mit den fraglichen Zuschreibungen oftmals einhergehenden Diskriminierung.
Der Rede von sozialer Konstruktion ist in der modernen Philosophie allerding häufig mit Misstrauen begegnet worden. Mindestens eine Quelle dieses Misstrauens dürfte darin liegen, dass man eine philosophisch tragfähige Erklärung, was soziale Konstruktion eigentlich genau sein soll, bei den fraglichen Autoren und Autorinnen meist vergeblich sucht.
In einer jüngst erschienen Aufsatzsammlung bietet Sally Haslanger einen an der modernen Sprachphilosophie und der analytischen Metaphysik geschulten Vorschlag zur Ausbuchstabierung des Begriffes der sozialen Konstruktion an. Dieser Vorschlag und Haslangers Versuch, ihn auf die zwei Beispielfälle von Gender und Race anzuwenden, werden im Zentrum dieses Seminars stehen.
Die Teilnahme an diesem Seminar setzt die Bereitschaft zur Lektüre englischsprachiger Texte sowie zur Übernahme einer Sitzungsvorbereitung voraus. |