Verlegerisch ein Misserfolg und lange Zeit weder bekannt noch gar verstanden zählt die Begriffsschrift heute zu den bedeutsamsten Schriften der Logikgeschichte. Zum etablierten Schriftenkanon in philosophischen Studiengängen gehört sie nachwievor nicht, da die durch Gottlob Frege in dieser Schrift bereitgestellte innovative logische Syntax zu keinem Zeitpunkt nennenswerten Zuspruch erfuhr und daher bis heute schwer zugänglich scheint. Wer sich indes mit Geduld und Neugier auf das zweidimensionale Notationssystem einlässt, lernt durch das Studium der Begriffsschrift einen überaus eleganten und ausdrucksstarken Kalkül kennen, dessen Bereitstellung im Jahr 1879 geradezu unerklärlich scheint. Im Seminar werden wir uns mit aller gebotenen Gründlichkeit Paragraph um Paragraph erarbeiten.
Sehr gute Logikkenntnisse sind eine unverzichtbare Voraussetzung für eine erfolgreiche Teilnahme, da wir mit der Reformulierung der Inhalte in einer zeitgenössischen Terminologie eine hermeneutisch anspruchsvolle Interpretationsaufgabe zu bewältigen haben.
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