Inhalt:
Institutionen sind ein zentraler Gegenstand der vergleichenden Forschung. Mit der pfadabhängigen Entwicklung von Institutionen, beispielsweise in den industriellen Beziehungen, in der Bildung oder der sozialen Sicherung, werden dauerhafte Unterschiede zwischen Arbeitsmärkten und Ungleichheitsverhältnissen erklärt; gleichzeitig richtet sich zunehmend Aufmerksamkeit auf institutionelle Veränderungen und auf mögliche Angleichungsprozesse zwischen Ländern. Doch was sind eigentlich Institutionen und wie prägen sie das Arbeitsmarktgeschehen? Üben sie Zwang auf Arbeitsmarktakteure aus, setzen sie in erster Linie für Unternehmen und Arbeitnehmer Anreize, erleichtern sie vor allem die Abstimmung oder lassen sie beispielsweise bestimmte Arten der Ausbildung für bestimmte Berufsfelder oder bestimmte Formen der Konfliktaustragung als alternativlos, andere als undenkbar erscheinen? Welche Erkenntnisse lassen sich mit Institutionenanalysen gewinnen, und wo liegen ihre Grenzen? Wie lassen sich Institutionen und institutioneller Wandel empirisch untersuchen? In diesem Seminar setzen wir uns mit Theorien über Institutionen und institutionellem Wandel auseinander und schaffen damit die Grundlage für eine systematische, theoriegeleitete vergleichende Analyse von Arbeitsmärkten und verschiedenen Spielarten des Kapitalismus. Wir diskutieren mögliche Forschungsstrategien anhand von beispielhaften empirischen Studien aus der vergleichenden Arbeitsmarkt- und Kapitalismusforschung.
Lernziele:
In diesem Seminar lernen Sie die institutionentheoretischen Grundlagen und Forschungsstrategien des Gesellschaftsvergleichs kennen. Außerdem erwerben und vertiefen Sie empirisches Wissen über unterschiedliche Beschäftigungsregime und Spielarten des Kapitalismus. Auf dieser Grundlage lernen Sie, Forschungsstrategien und empirische Studien der vergleichenden Arbeitsmarkt- und Kapitalismusforschung zu unterscheiden, in einen breiteren theoretischen Diskussionszusammenhang einzuordnen und hinsichtlich ihres Erkenntnisgewinns und ihrer Grenzen zu bewerten.
Leistungsanforderungen:
Aktive regelmäßige Teilnahme (bei größerer Teilnehmerzahl: Referat)
für Prüfungsleistung im MA-Soziologie: Hausarbeit
Einführende Literatur:
Müller-Jentsch, Walther. 2009. "Theorien industrieller Beziehungen." S. 239-83 in Arbeit und Bürgerstatus. Studien zur sozialen und industriellen Demokratie, herausgegeben von Walther Müller-Jentsch. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Maurer, Andrea, und Michael Schmid. 2002. "Die ökonomische Herausforderung der Soziologie?" S. 9-38 in Neuer Institutionalismus. Zur soziologischen Erklärung von Organisation, Moral und Vertrauen, herausgegeben von Andrea Maurer und Michael Schmid. Frankfurt am Main/New York: Campus. (insbes. S. 9-29)
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