Bemerkung |
Der Sozialstaat äußert sich nicht nur in allgemeiner Gesetzgebung, sondern mindestens ebenso in dem Handeln von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Sozialbehörden wie Arbeitsagenturen und Jobcentern, Sozialämtern, sozialmedizinischen Diensten, der Polizei und in Schulen, die den Bürgerinnen und Bürgern Leistungen gewähren oder verweigern, über die Auslegung von allgemeinen Rechten entscheiden und Anforderungen stellen. Das Seminar geht der Frage nach, wie Sozialpolitik vor Ort umgesetzt wird. Im Mittelpunkt steht das klassische Buch „Street-level bureaucracy“ (1980) von Michael Lipsky. Es bietet einen analytischen Rahmen, um das alltägliche professionelle Handeln von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in sozialen Dienstleistungen zu untersuchen.
Das Seminar umfasst zwei Teile: im ersten, lektüreorientierten, Teil werden Konzepte von Dienstleistungen, Professionalisierung und Sozialbehörden im Kundenkontakt (street-level bureaucracies) erarbeitet. Im zweiten Teil wird auf der Grundlage der erarbeiteten Kategorien das Handeln von Beschäftigten in sozialen Dienstleistungen in unterschiedlichen Anwendungsfeldern untersucht. Hierfür werden Studien zum Alltagshandeln von Beschäftigten in ausgewählten Sozialbehörden bereitgestellt. Die Studierenden sind aufgefordert, aktiv eigenständig weitergehende Informationen zu sammeln. Dies soll in studentischen Kleingruppen geschehen. Beispiele für Anwendungsfelder können Prozesse der Arbeitsvermittlung (SGB III, SGB II) oder der sozialmedizinischen Begutachtung (SGB VI) sein. |