"De Magistro - Über den Lehrer" so lautet die Schrift, die 389 als Frühschrift von Augustinus Aurelius (354-430) auf Gespräche mit dessen Sohn Adeodatus zurückgeht. Thomas von Aquin (1225-1274) greift den Titel fast ein Jahrtausend später wieder auf und verfasst darin eines der Schlüsselwerke der Pädagogik. Die psychologische Perspektive des Konstruktivismus zeigt die zeitlose Existenz dieser beiden Schlüsselwerke und ihre Weiterentwicklung in heutigen Paradigmen auf. 1972 erscheint in diesem Zusammenhang die "Ökologie des Geistes" von Gregory Bateson (1904-1980). Augustinus läßt in seinem Dialog die zwei Gesprächspartner den Wert sprachlicher Zeichen im Blick auf mögliche Belehrung erarbeiten und Anfänge einer Sprachtheorie entwickeln. Es stellt sich heraus, dass Wörter für die Erkenntnis nutzlos sind. Der Lehrer ist für Thomas von Aquin eine Person, die einem anderen zu seiner eigenen oder einer weitergehenden Erkenntnis verhilft, und zwar so, daß der andere selbständig das erkennt, was es zu erkennen gilt. Lehre ist damit eine Tätigkeit, die es dem anderen ermöglicht, vollziehendes Subjekt von Erkenntnis zu werden und auf diesem Wege zugleich Selbsterkenntnis zu erlangen. Um dem Schüler das selbständige Erkennen, das Lernen heißt, zu ermöglichen, stehen dem Lehrer zwei Wege offen: die mündliche Unterweisung und die augenfällige Demonstration. Für das Verständnis dessen, was Lehren und Lernen bedeutet, kommt es aber weniger auf diese zwei Wege an, als darauf, wie auf dem einen und auf dem anderen Wege die geistige Eigenaktivität des Lernenden erreicht wird, die ihm das Lernen ermöglicht. Gregory Bateson wendet Russels Typenlehrer auf den Begriff des Lernens an und leitet die Typen O bis IV des Lernens ab. Lernen O unterliegt keiner Korrektur. Lernen vom Typ IV wird nach Bateson von keinem Organismus erreicht: "Die Verbindung von Ontogenese und Phylogenese erreicht in der Tat Ebene IV." Das Seminar wird mit Hilfe der drei Autoren die Typen I bis III besonders in den Blick nehmen. |