Prekarisierung steht im Zentrum öffentlicher und wissenschaftlicher Debatten. Dabei hat sich die begriffliche Reichweite dessen, was unter dem Stichwort der Prekarisierung diskutiert wird, erheblich erweitert. Zunächst werden unter Prekarisierung unsicher gewordene Erwerbsverhältnisse gefasst, die mit neuen Risiken für die Erwerbstätigen einhergehen. Die Geschlechterforschung hat jedoch seit ihren Anfängen auf die unsicheren Beschäftigungsverhältnisse von Frauen hingewiesen. Schließlich waren Frauen, gleiches gilt für Migrantinnen und Migranten, vom Normalarbeitsverhältnis weitgehend ausgeschlossen. Prekarisierung wird hier vor allem als Brüchigwerden traditioneller Geschlechterverhältnisse diskutiert und somit auch als Change für mehr Egalität zwischen den Geschlechtern in den Blick genommen. Des Weiteren werden vor allem von sozialen Gruppen unter dem Stichwort der Prekarisierung Kritik an Deregulierungsprozessen in Wirtschaft und Politik geübt.
Im Seminar werden soziologische Perspektiven zu Prekarisierung, Arbeit und Geschlecht sowie ihre Verknüpfungen systematisch erarbeitet. Zentrale Fragen bilden hierbei: Was bedeutet prekäres Leben überhaupt? Wie verändert sich im Zuge des Wandels von Arbeit die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern? Welche Konsequenzen hat prekäre Beschäftigung für den Bereich der Reproduktionsarbeit? Was hat die Prekarisierung von Beschäftigung für Auswirkungen auf die transnationale Migration und für Carearbeit? Wenn das traditionelle Geschlechterverhältnis ebenfalls prekär wird, was bedeutet dies für Paarbeziehungen?
Literatur:
Im elektronischen Semesterapparat (duepublico): Nr. 333
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