Kommentar |
Über Jahrzehnte hinweg wurde in der erziehungswissenschaftlichen Geschichtsschreibung das Vorurteil kultiviert, Reformpädagogik sei mit den bekannten Ansätzen Maria Montessoris, Rudolf Steiners, Peter Petersens, Georg Kerstensteiners oder Ellen Keys identisch. In diesem selektiven Kanon wurden Modelle demokratischer Reformpädagogik und sozialistischer Erziehung ignoriert, die ihre pädagogischen Theorien und Konzepte aus einer kritischen Distanz zur Gesellschaft entwickelten, um individuelle und kollektive Emanzipationsprozesse zu entzünden. Ziel des Seminars ist es, die Grundlagen dieser verdrängten Reformpädagogik zu erarbeiten und ihr Potential im Hinblick auf die Reflexion und Bearbeitung gegenwärtiger Erziehungs- und Bildungsprobleme freizulegen. U.a. werden die pädagogischen Ansätze von Kurt Löwenstein, Alfred Adler, Otto Felix Kanitz, Anna Siemsen, Fritz Helling und Janusz Korczak thematisiert. |