Eine alte, unter Zigeunern lebende Frau, die einstmals Libuschka hieß und nun Courasche genannt wird, erzählt in Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausens Roman „Trutz Simplex. Die Lebensbeschreibung der Erzbetrügerin und Landstörzerin Courasche“ die Geschichte ihres abenteuerlichen Vaganten-Lebens während des Dreißigjährigen Krieges. Fast drei Jahrhunderte nach der Veröffentlichung des Courasche-Romans ist eine andere literarische Figur ebenfalls in diesen Kriegswirren unterwegs. In Bertolt Brechts Drama „Mutter Courage und ihre Kinder“ zieht die Marketenderin Anna Fierling, den Nachwuchs im Schlepp, mit Söldnerheeren durch das zerstörte Europa.
Courasche & Courage: Ihre Namen klingen ähnlich und beide Frauen schlagen sich „durch die barbarische Landschaft der Epoche“, doch gehören sie verschiedenen Zeiten an. Unter Rückgriff auf den großen Krieg des 17. Jahrhunderts wird am Beginn des Zweiten Weltkriegs ein Stoff aktualisiert und ganz im Wortsinn in Szene gesetzt, der sich nun nicht mehr vor seiner sinnlich-anarchischen, zudem liebenswürdigen Protagonistin verbeugt, sondern den Krieg als sinnlose Auflösung der Humanität vorstellt.
Gemeinsam werden wir im Seminar ein Stück mit diesen „wunderseltsamen“ Frauen mitreiten, -fahren und -gehen, um auf diesem Weg verschiedene Methoden und Theorien der Literatur- und Kulturwissenschaft zu erproben.
Damit unsere Reise sich so „lustig / annehmnlich und nutzlich“ wie möglich gestaltet, ist eine gute Vorbereitung nötig! Lesen Sie bitte vor Semesterbeginn die ersten fünf Kapitel des Courasche-Romans. |